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Montag, 9. Februar 2004 |
Gestern im Hamburger Bahnhof: Fühlen Sie sich im Museum zuweilen als worst case, als grösster anzunehmender Unfall? Wurden Sie je von einem schlüsselbundklappernden WalkieTalkie-Träger beschattet? Hat Ihnen ein Wärter schon mal den Kunstgenuss verdorben?
Dem Museum als Disziplinierungsmaschine und Hochsicherheitstrakt setzen wir das Modell eines kommunikativen Rahmens entgegen. Alice und Inga tragen in Berlin North die Prototypen des DressCodes für Museumswärter/innen. Sie verkörpern Aufsichtspersonen, die eher Guides als Guards sind.
DressCode ist das Label für farbcodierte Arbeitskleidung. Das Design ergibt sich aus Haltung und Verhalten seiner Träger, deren Profil sich anhand des Farbcodes dechiffrieren lässt. DressCode gibt Aufschluss darüber, ob das Personal vom Arbeitsamt geschickt wird, seine Ruhe will und mit Kunst eh nichts am Hut hat. Oder ob sie die Künstler kennen und Fragen beantworten. Möglicherweise handelt es sich um Künstler oder Schreiber, die sich hier etwas hinzuverdienen und darüber hinaus Ihre Sprache sprechen.
DressCode stellt ein Kommunikationswerkzeug im Medium Kleidung bereit. Seltsam genug, dass sie nicht schon längst jemand erfunden hat: Klamotten, die einen differenzierten Informationstransfer leisten. Effizient kann so eine Kollektion jenseits von sozialen Konventionen Gemeinsamkeiten sichtbar machen und Verbindungen stimulieren. Wo kann ich andocken und weichen Streit erspare ich mir?
Mit einem Wort: DressCode verbindet die Funktionalität von Kleidung mit der Kommunikabilität von Haltungen. Sieht aus wie Mode, sind aber Daten. Ein paar Stücke Stoff werden aneinandergenäht und bedeuten etwas.
Da Menschen zu verschieden sind, um über einen Kamm geschoren zu werden, haben wir es nicht mit einer Uniform zu tun, sondern mit einer Pluriform.
(aus dem Handzettel im Hamburger Bahnhof zum Dresscode von dellbrügge & de moll)
Wie male ich abstrakt?
Hamburg Ersatz
8:36:56 PM
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