|
Samstag, 6. März 2004 |
3. berlin biennale für zeitgenössische Kunst
(heute: Teil 1 im Martin-Gropius-Bau)
Es mag am übergroßen Hunger nach Bildern liegen, dass die Berlin Biennale zeitgenössischer Kunst - eine Woche vor der Schau des New Yorker Museum of Modern Art eröffnet - derzeit ziemlich im Schatten der übermächtigen MoMA-Moderne steht. Die beabsichtigten Synergien zwischen beiden Großausstellungen wollen sich bislang nicht einstellen. Und es liegt wohl auch an der landesweit eher verdrossenen Kritikerreaktion, dass diese dritte Ausgabe der Biennale sich keiner besonderen Sympathie erfreuen kann. Als universitäres Proseminar erleben die einen das Biennale-Aufgebot und bezeichnen das Konzept der Kuratorin Ute Meta Bauer als "Globalisierungsesperanto", mit dem sie sich ihren nomadisierenden Kuratorenkollegen, etwa der zehnten und elften Documenta, allzu sehr verpflichtet fühle. Andere wieder monieren, die Schau von 50 internationalen Künstlern, von denen die Hälfte in Berlin lebt, sei nicht mehr als ein Resümee und Déjà-vu bereits bekannter Konzepte der neunziger Jahre.
Angriffspunkt sind die so genannten Hubs, ein Begriff aus der Informationstechnologie, der Drehkreuze oder Knotenpunkte bezeichnet und auf dieser Biennale thematische Bereiche wie Urbane Konditionen, Migration, Sonische Landschaften und Moden und Szenen meint. Mit diesem sich verknotenden Konzept sollten die urbane und soziale Situation Berlins und anderer Großstädte reflektiert werden. Was aber nicht im versprochenen Maße funktioniert, weil die Hubs der in den Kunst-Werken und im Martin-Gropius-Bau aufgebauten Ausstellung an vielen Stellen viel zu scholastisch aufgedrückt wurden und eine sinnlich erfahrbare Komponente nicht so recht zur Wirkung kommen will.
An diesem Punkt ist die Schwäche der Biennale tatsächlich zu suchen. Aber es ist falsch, den gesamten Parcours in Bausch und Bogen zu verdammen, nicht zuletzt, weil sich im Bereich Urbane Konditionen ein anderes, ein über weite Strecken eindrückliches und sinnlich erfahrbares Bild bietet. Eins zumal, das sich allem Theoriegeschwurbel einfach entzieht und für sich spricht.
(weiter im Artikel von Ingeborg Ruthe in der BZ: hier) Ich halte es für ein Gerücht, dass tatsächlich jemand angenommen haben sollte, zwischen MoMA und Biennale könnten sich Synergien entwickeln. In der MoMA-Ausstellung will man die Originale der Bilder sehen, die einen als Kopien durch das ganze Leben begleitet haben. Kritik an diesen Bildern erscheint unmöglich. In der Biennale dagegen ist junge, aktuelle Kunst zu sehen, da muss man für sich selbst über den Wert befinden, man bekommt es nicht von allen Seiten gesagt.
8:44:38 PM
|
|
© Copyright 2004 Türschmann.
|
|
|