letzte Änderung: 05.03.05; 18:48:39.
Exhibitions
Ausstellungen in Berlin und Umgebung für Kunstspaziergänger
        

Dienstag, 22. Februar 2005

Als die Farbe zu regnen begann
Eine kleine Retrospektive der Jackson Pollockschen Papierarbeiten

Zack war nie der Wildwesttyp, als den er sich gern gab. Er war ein Angelino, bestenfalls. In Los Angeles hat er die entscheidenden High-Schooljahre erlebt und die ersten Kunstlehrer, die so was wie einen inspirierenden Einfluss auf ihn hatten. Aber, doch, ja, sowie er die Leinwand mit Klebeband am Scheunenboden befestigt hatte, konnte er von allen Seiten attackieren, so hat's angefangen mit dem Dripping. Wenn man die Farbe nicht bloß tropfen ließ, sondern sie verspritzte, kam man bis in die Mitte der Leinwand. Im frühen Werk gibt es natürlich auch schon ein Klecksen mit Farben - lange vor dem Krieg hat er ja schon direkt mit der Tube gemalt -, und die Surrealisten hatten mit der Farbe gespielt, indem sie sie ausgossen, sie schütteten, wegen des automatischen Effekts. ... Aber Zack bestand immer darauf, dass es nichts Zufälliges an seinem Dripping gebe, dass alles bis ins Kleinste von ihm beabsichtigt sei. Schon wahr, er lernte gerade, wie er die Farbe verdünnen musste und welche Werkzeuge - Stöcke, eingetrocknete Pinsel, diese langen Glasröhren, mit denen man den Truthahn im Ofen begießt - er zu was benutzen konnte. Vor ihm hatte noch niemand solche Fähigkeiten beherrschen müssen; es war wunderbar, ihm zuzusehen, er bewegte sich mit so viel Grazie und mit einer Selbstsicherheit, die er sonst nie hatte.
John Updike lässt in seinem Roman Sucht mein Angesicht (Seek my Face) eine Malerin und Witwe berühmter amerikanischer Maler über die Zeit des abstrakten Expressionismus (mit Zack als Jackson-Pollock-Figur) erzählen. Der Roman ist eine kleine Geschichte der amerikanischen Malerei des 20. Jahrhunderts.
Diese Bilder, die er in den ersten Wintern damals gemacht hat, in der Eiseskälte, so etwas gab's noch nie. Er sagte, es sei kalt, aber wegen des Schnees draußen sei das Licht in der Scheune herrlich. Er war so aufgeregt, wie sie wohl werden würden, so stolz, dass er mit schwarz verschmierter Hand bei einem dieser ersten wandmalereigroßen Bilder ... oben am Rand entlanggepatscht hat, als wollte er sagen: Dies ist mein Werk. Es wurde dann gang und gäbe, mit dem Körper zu malen, aber Zack war der Erste. Ganz allein in dieser Scheune, mit seinen Stöcken und den Farben aus dem Haushaltswarenladen, hat er die Performance Art erfunden.


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