letzte Änderung: 08.07.05; 19:28:56.
Exhibitions
Ausstellungen in Berlin und Umgebung für Kunstspaziergänger
        

Sonntag, 26. Juni 2005

Flickzeug (mehr hier und hier)
Urs Fischer im Hamburger Bahnhof (taz, Berliner Zeitung)

Fischers Frauen tanzen in glühenden Schuhen und fackeln ihre Schönheit ab. Die erkennbar klassische Skulptur brennt langsam, im Verlauf mehrerer Monate herunter. Rettungslos bezahlt sie ihr geistiges Feuer, ihren Hochmut mit wachstränen und ungeformten Lachen, aus denen niemand mehr etwas zu lesen versteht.
(Eugen Blume in der Ausstellungszeitung)
Die Skulptur What if the Phone Rings [2003] besteht aus drei überlebensgroßen wächsernen Akten, die stark an die drei Grazien Aglaia, Euphrosyne und Thalia erinnern. Hier stellt Fischer die physische Vergänglichkeit im großen Stile vor. Seine drei Kerzen-Ladies, deren Körper mit brennenden Dochten bestückt sind, verströmen eine Playboy- und Pop-Ästhetik. Lüstern lümmeln sie auf ihren wächsernen Sockeln und flirten geduldig mit dem Unvermeidlichen. In der historischen Vanitas-Malerei war die Kerze neben dem menschlichen Schädel als Symbol der Vergänglichkeit und des Todes eines der zentralen Elemente. Die ersten Vanitas-Darstellungen finden sich auf den Rückseiten von Porträt-Gemälden und wurden als Erinnerung an den mors absconditus verstanden, als Erinnerung an die Endlichkeit der menschlichen Existenz. Sie bildeten die sprichwörtliche Kehrseite des Porträtierten. Bei Fischers drei trashigen Wachs-Frauen, die von ihrem eigenen flackernden Licht erhellt werden, verschmelzen sozusagen Vorder- und Rückseite der Leinwand - Porträt und Vanitas - miteinander. Die mit leuchtenden Farben bemalten, kurvenreichen und üppigen Figuren verkörpern sowohl die Kraft des Lebens als auch, durch ihre sich allmählich auflösenden Körper, den bevorstehenden Tod. In diesem Werk, in dem die Grenzen zwischen der Suggestion des Erhabenen und der absurden Realität des Alltäglichen buchstäblich geschmolzen werden, schafft Fischer ein dialektisches Nebeneinander von Schönem und Hässlichem.
(Catherine Nichols in der Ausstellungszeitung)

7:37:34 PM    comment []

Do it yourself - Die Sammlung Marx ist in den Hamburger Bahnhof zurück

Gelungen ist im Besonderen das kleine Kabinett mit Zeichnungen von Warhol, die Jünglinge, Torten und Schuhe, die sogar um eine Vitrine mit kostbaren Schuhexponaten ergänzt wurde. Auch dieses Prinzip einer durchaus kessen, riskanten Kontextualisierung durch konkrete Objekte, die anderen Museumslinien entstammen, ist ein Gewinn. Cy Twombly wurden so die Gipsabgüsse berühmter Statuen beigesellt, die seine Antikenrezeption sinnbildlich vor Augen führen wollen. Robert Rauschenbergs Siebdruckwerke umfangen eine Glasplatteninstallation von John Cage, die er anlässlich des Todes von Marcel Duchamps entwarf. Luc Tuymans ist durch einen Morandi ergänzt, der die lahme, blasse Malerei des Belgiers dann doch nobilitiert.

7:36:26 PM    comment []

Am Mariannenplatz

Einer der interessantesten Orte Berlins für zeitgenössische Kunst ist zweifellos das Künstlerhaus Bethanien.
In vielen anderen Einrichtungen tun sich profilierungssüchtige Kuratoren gerne mit verquasten Titeln und prätentiösen Motti für ihre Ausstellungen hervor; die Auswahl ergibt oft keinen Sinn. Im Kreuzberger Bethanien hingegen hat es Tradition, in nachvollziehbarer Weise ein konkretes Thema, zu dem verschiedene Künstler gearbeitet haben, ins Zentrum der Betrachtung zu rücken.
Die aktuelle Ausstellung widmet sich wieder einem soziopolitischen Thema: Neun Künstler und Künstlerinnen, fast alle zwischen 30 und 40 Jahre alt, haben sich auf sehr unterschiedliche Art dem Thema der Machtausübung und des Machtmissbrauchs genähert. Der Titel Trial of Power bedeutet einerseits »Machtprobe« oder, da »trial« im Englischen auch ein juristischer Begriff ist, auch »Prozess« und »Verfahren« der Macht.
(mehr hier von Tanja Dückers in der "Jungle World")

Bettina Lockemann Die Welt ist nicht genug Vortrag (pdf) am 22.05.05 im Rahmen der Ausstellung Trial of Power im Kunstraum Kreuzberg


7:45:40 AM    comment []

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