Montag, 10. April 2006

Von Mäusen und Menschen 4. berlin biennale für zeitgenössische kunst (3) Die denkmalgeschützte ehemalige jüdische Mädchenschule wird zur 4. Berlin Biennale erstmals seit 1996 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Architekt und Gemeindebaumeister Alexander Beer entwarf das Schulgebäude - eines der letzten Neubauvorhaben der jüdischen Gemeinde vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1930 zog die jüdische Mädchenvolksschule für Schülerinnen zwischen 6 und 13 Jahren in das Gebäude ein; sie war in erster Linie eine Schule für arme Mädchen sowie Waisen aus dem benachbarten Kinderheim Ahawah (hebräisch für Liebe). Die Schule blieb während der 1930er Jahre geöffnet, trotz der zunehmenden Verfolgung seitens des nationalsozialistischen Regimes. Am 30. Juni 1942 wurden alle jüdischen Schulen auf Anordnung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und des Reichssicherheitshauptamtes geschlossen. Als nach den Kriegswirren wieder Alltag in das Leben in der Auguststraße eingekehrt und das Schulsystem der DDR etabliert war, wurde das Gebäude erneut als Schule genutzt. Nach dem Mauerfall ging das denkmalgeschützte Gebäude im Zuge des Restitutionsprozesses wieder in den Besitz der jüdischen Gemeinde zurück, musste aber wegen sinkender Schülerzahlen 1996 geschlossen werden. Seitdem sind die Räume unberührt geblieben. Bis heute findet man Spuren der wechselvollen Geschichte: Tapeten und Materialien aus verschiedenen Zeiten, Reste der technischen Ausstattung der ehemaligen Physik- und Chemieunterrichtsräume, Wandmalereien und Graffiti in den Gängen. (Text aus dem Kurzführer zur Biennale) 6:54:43 PM    comment []