Updated: 31.07.2009; 9:54:23 Uhr.


MS weissDas ist nur ein Weblog.

In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders!

 

 Sonntag, 11. Dezember 2005

... arbeitet Firefox unter der Karikatur eines Betriebssystems mit Radio Userland so zusammen, dass man nicht mehr auf das Werkzeug des Teufels zur[cedilla]ckgreifen muss.

Und damit ist meine letzte Anwendung f[cedilla]r das Werkzeug des Teufels Vergangenheit.

Und das ist gut so.


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Nachweis von Gentech-DNA aus Monsanto-Mais in Tierorganen und -blut wirft viele Fragen auf.

[Telepolis News]


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VON GERHARD HENSCHEL

Stellen wir uns einmal ganz dumm. Rufen wir uns den ersten Artikel des Grundgesetzes in Erinnerung: "Die W[cedilla]rde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu sch[cedilla]tzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Das N[per thou]here wird von Bundesgesetzen geregelt, die es Kai Diekmann, dem Herausgeber und Chefredakteur der Bild-Zeitung, erstaunlicherweise gestatten, auf der ersten Seite der gr[^][fl]ten europ[per thou]ischen Tageszeitung die Aussage eines Zeugen in einem Gerichtsverfahren, in dem gekl[per thou]rt werden sollte, ob eine Frau vergewaltigt worden sei oder nicht, in 5,5 Zentimeter hohen Balkenbuchstaben als "Neue SEX-Enth[cedilla]llung" auszukr[per thou]hen und eine Schreibkraft fortfahren zu lassen: "Hat Katharina B., das angebliche Vergewaltigungsopfer von TV-Moderator Andreas T[cedilla]rck, schon wenige Tage danach Sex mit einem fl[cedilla]chtigen Bekannten gehabt? Ein neuer Zeuge sagte gestern gegen Katharina B. aus. Was eine Gutachterin [cedilla]ber die Psyche der jungen Frau verriet - Seite 4".

Garniert worden waren diese Worte in Bild am 26. August 2005 mit Portr[per thou]tfotos des angeblichen Vergewaltigers und seines angeblichen Opfers, das weiter nichts verbrochen hatte, als nach eigener Aussage vergewaltigt worden zu sein, und dessen Liebesleben, nach menschlichem Ermessen, weder den Herrn Diekmann noch die ÷ffentlichkeit etwas angeht. Wie ist es nun aber m[^]glich, dass Bild die grundgesetzlich verb[cedilla]rgte Unantastbarkeit der Menschenw[cedilla]rde eines angeblichen Vergewaltigungsopfers zerstampfen und in dessen Intimsph[per thou]re tollh[per thou]uslerisch w[cedilla]ten darf, aus dem niederen Beweggrund, finanziell von einem Skandalprozess um eine angebliche Vergewaltigung zu profitieren? M[cedilla]sste da nicht der zur Achtung und zum Schutz der Menschenw[cedilla]rde verpflichtete Staat einschreiten und dem Herrn Diekmann einmal ganz deutlich zu verstehen geben, dass es so nicht geht?

Wer so dumm fragt, der kann nicht ahnen, dass die h[^]chsten Staatsorgane, statt das [florin]u[fl]erste zum Schutz ihrer heiligsten G[cedilla]ter zu unternehmen, mit Herrn Diekmann und seinem Redaktionsstab fr[^]hlich zu Tische sitzen. Kai Diekmann ist ein Z[^]gling des Altbundeskanzlers Dr. Helmut Kohl, und auch Gerhard Schr[^]der hat eingestanden, dass er zum Regieren im Grunde nur Bild und BamS und "Glotze" brauche. Vor Bild kuscht der gesamte Bundestag, und kein konservativer Landesvater schrickt davor zur[cedilla]ck, in Bild das Wort zu ergreifen.

Bild, 12. September 2005, Seite 1: "Penis-Ri[fl] - Blutiges Drama um Bundesliga-Star". Auf Seite 2 appelliert der nieders[per thou]chsische Ministerpr[per thou]sident Wulff an die Bundesb[cedilla]rger, Angela Merkel zu w[per thou]hlen. Gegen[cedilla]ber, auf Seite 3, wird unmittelbar neben einer Abbildung, die den Leichnam eines in Hamburg verhungerten Kindes pr[per thou]sentiert, ein "Sex-Witz" zum Besten gegeben. Auf Seite 5 erf[per thou]hrt man N[per thou]heres [cedilla]ber das "[<]berluder Katie Price", genannt "Busen-Katie". Auf Seite 14 bieten "scharfe Teeny-G[^]ren" ihre Dienste an ("Sofort Vollgas mit Orgasmusgarantie"), und auf der letzten Seite plaudert ein Bonvivant aus dem N[per thou]hk[per thou]stchen seiner Lebensregeln: "Vergessen Sie das Gestern! Schmei[fl]en Sie den Rucksack des Bereuens in den M[cedilla]ll."

Ja, sch[per thou]mt er sich denn nicht, der Christian Wulff, der doch einer dem Christentum buchst[per thou]blich und programmatisch verpflichteten Partei angeh[^]rt, in Europas gr[^][fl]ter und [cedilla]belster Sexualklatschkloake das Wort zu ergreifen? Zwischen der Sensationsnachricht von einem "Penis-Ri[fl]" und dem gierig ausgekosteten Hungertod eines M[per thou]dchens? Graust es diesen sittlich sonst doch sicherlich gefestigten Ministerpr[per thou]sidenten nicht davor, das Wahlvolk aus einer Totengruft anzusprechen, die vom Krakeelen [cedilla]ber die Seitenspr[cedilla]nge von Schlagers[per thou]ngern widerhallt und im Kleinanzeigenteil "hei[fl]en Oma-Sex" per Telefongespr[per thou]ch mit Greisinnen offeriert? "Gerda (83) ist immer noch triebig!", hei[fl]t es da, und das sei ihr von Herzen geg[^]nnt; aber was treibt einen hohen Repr[per thou]sentanten der Staatsgewalt in die Gesellschaft dieser immer noch triebigen Gerda (83) und jener plauders[cedilla]chtigen Bettwanze, die den Unterleib des "G[^]ttergatten" einer "Busen-Katie" befallen hat und dort zu einem ordin[per thou]ren Sittenstrolch gediehen ist, der Bild einen Exklusivbericht aus den Schamteilen eines Br[per thou]utigams verscherbelt?

Der Naivling, dem solche Fragen einfielen, m[cedilla]sste dar[cedilla]ber belehrt werden, dass in Deutschland eben auch christdemokratische Ministerpr[per thou]sidenten an der ungeheuren Macht schmarotzen wollen, die Bild im geistigen Lumpenproletariat mit Reportagen aus den Unterhosen prominenter Zeitgenossen erwirtschaftet hat. Und dass es selbst Reaktion[per thou]ren wie dem - versteht sich - BamS-Kolumnisten Peter Hahne, die unsere "Spa[fl]gesellschaft" geistig und moralisch erneuern und aufr[cedilla]sten m[^]chten, herzlich egal ist, wie piet[per thou]tlos Bild mit dem Leichnam eines verhungerten Kindes umspringt und mit welcher Geh[per thou]ssigkeit Bild das Ansehen einer jungen Schauspielerin in der Stunde ihres ersten gro[fl]en internationalen Triumphs durch das Auspetzen ihrer Vergangenheit als Aktrice in einer Handvoll pornografischer Filme zu zerst[^]ren versucht hat. Nachdem eine Jury die Schauspielerin f[cedilla]r ihre eindringliche Darstellungskunst gelobt hatte, ver[^]ffentlichte Bild ein Foto, das die Schauspielerin beim Geschlechtsverkehr a tergo zeigte, und versah es mit der h[^]hnischen Unterzeile: "Eindringliche Darstellung".

Das war der Herrenwitz, den Kai Diekmann auf Kosten einer K[cedilla]nstlerin riss, zum Gaudium jener 3,76 Millionen Witzbolde, die werkt[per thou]glich 50 Cent f[cedilla]r die von Bild gew[per thou]hrte gute Aussicht auf Rufsch[per thou]digungen und entbl[^][fl]te Hinterteile bezahlen. Nach Aussage der Schauspielerin versuchte Bild danach ein Interview von ihr zu erpressen, mit der Drohung, sonst ihre t[cedilla]rkischen Eltern zu bel[per thou]stigen. Und so geschah's: Die Schauspielerin weigerte sich, mit ihren H[per thou]schern zu sprechen, die H[per thou]scher holten den Vater ans Telefon, und der schockierte Immigrant verstie[fl] seine Tochter: ein kleines Damenopfer f[cedilla]r die Pressefreiheit. Und Kai Diekmann sah, dass es gut f[cedilla]r die Auflage war.

Eintr[per thou]glicher und vergn[cedilla]glicher als das Beschmieren einer einzelnen Toilettenwand mit Zoten ist die millionenfache Reproduktion der beschmierten Toilettenwand, und am lustigsten muss es sein, die publizierten Zoten mit Moralschn[^]rkeln zu verzieren. Als sich der Freispruch des Fernsehmoderators T[cedilla]rck abzeichnete, heuchelte Bild Entr[cedilla]stung [cedilla]ber "eine Justiz, die diesen Proze[fl] zulie[fl] und vier Wochen lang ein schmutziges Gerichtsspektakel inszenierte", w[per thou]hrend Bild die Inszenierung zuvor als noch viel schmutzigeres Zeitungsspektakel [cedilla]bernommen hatte, um ein sehr gro[fl]es Gesch[per thou]ft damit zu verrichten. [<]ber Katharina B. schrieb Bild, sie habe "wenigstens verdient, da[fl] man nicht noch mal in den Wunden ihrer Seele bohrt". Doch schon tags darauf konnte Bild frohlockend von einem anderen Tatort berichten: "Der Sexproze[fl] gegen TV-Star Willi Thomczyk (51, ,Die Camper') - von Tag zu Tag wird's schmutziger Ö"

Am schmutzigsten geworden war es, bis auf Weiteres, im April 2005, als der Papst, man staune, eine Bild-Delegation im Vatikan empfangen und ihr Anf[cedilla]hrer, der t[per thou]glich zahllose "Bumskontakte" vermittelt, dem Heiligen Vater ein Exemplar der "Volksbibel" von Bild [cedilla]berreicht und scheinheilig erkl[per thou]rt hatte: "Mit [cedilla]ber zw[^]lf Millionen Lesern t[per thou]glich ist uns auch die Verbreitung der christlichen Glaubensbotschaft ein ernstes Anliegen." Ein denkw[cedilla]rdiges Ereignis: Der Stellvertreter Gottes auf Erden hat dem Herausgeber und Chefredakteur der Bild-Zeitung eine Audienz gew[per thou]hrt - einer Kreatur, in deren t[per thou]glicher Telefonsex-Kontaktb[^]rse uners[per thou]ttliche Lustluder, dicke Girls, total versaute Strohwitwen und naturgeile Nymphen tabulosen M[per thou]nnern extrem perversen Spontansex im Auto versprechen, nebst einer strengen Erziehung, die aber wohl nur in den allerperversesten Ausnahmef[per thou]llen die stimulierende Belehrung der Kunden [cedilla]ber die im Katechismus der katholischen Kirche festgeschriebenen Anstandsregeln einschlie[fl]en d[cedilla]rfte.

Nach der Eroberung Roms in einem Feldzug, dessen durchtriebene Planung und souver[per thou]ne Ausf[cedilla]hrung selbst die grimmigsten Gegner der Pressemafia als echte, vormals unerreichte Spitzenleistungen des Medienkriegshauptquartiers der Doppelmoralisten w[cedilla]rdigen m[cedilla]ssen, hat Kai Diekmann die christliche Glaubensbotschaft, die ihm ein ernstes Anliegen ist, dahingehend verbreitet, dass er zw[^]lf Millionen Bewohnern des christlichen Abendlandes beide Backen eines mutma[fl]lichen Kinderm[^]rders hinhielt und den Mann als "fette Bestie" titulierte, bis sich mutma[fl]lich noch in der Brust des letzten gottvollen Christen, der sonst keiner Fliege etwas zu Leide tun mochte, die Mordlust regte. Diese wiederum hat Kai Diekmann in seiner interessanten Zeitung mit einem Foto gehenkter "Kindersch[per thou]nder" befriedigt, denen im Iran der Prozess gemacht worden war. Es k[^]nnte sich zwar auch so verhalten, dass [cedilla]ber die Gehenkten allein deshalb das Todesurteil verh[per thou]ngt worden war, weil sie im Iran, wo nat[cedilla]rliche Regungen mit der Todesstrafe bewehrt sind, als Homosexuelle auf die Welt gekommen waren. Man wei[fl] es nicht.

Man kann sich vielleicht, auch mit einer geringen Begabung zur Fantasie, in groben Z[cedilla]gen ausmalen, wie iranische Sittenrichter mit Schwulen verfahren. Aber nur ein Genie der Niedertracht und der Gewissenlosigkeit konnte auf den Gedanken verfallen, den Schnappschuss am Galgen baumelnder Todesopfer einer bestialischen Sexualjustiz herzunehmen und damit in einem von zw[^]lf Millionen blutr[cedilla]nstigen Lesern umlagerten unstillen ÷rtchen sensationelle Wirkungen zu erzielen. Und danach zur Front der "brutalen Scheidungsschlacht" des n[per thou]chstbesten Schlagerstars aufzubrechen, der bereit war, sich als Interviewpartner zu prostituieren, damit Kai Diekmann ihn wieder einmal [cedilla]berm Knick auf der ersten Seite mit nacktem Oberk[^]rper und einer Schlagzeile unterbrachte: "UDO J[<]RGENS - Frau weg!" Denn so w[per thou]scht hier eine Hand die andere mit "Pre[fl]jauche" (Karl Kraus).

Wo ist es hin, das stolze Bildungsb[cedilla]rgertum, das sich die Hand lieber abgehackt h[per thou]tte, als sie einer Journaille zu reichen, die aus einem "6-Meter-Sturz beim Pinkeln" eine Schlagzeile fabriziert und [cedilla]ber den Tod einer lebendig verbrannten spanischen Obdachlosen witzelt, hier sei eine "Oma" versehentlich "gegrillt" worden? Und einer Anzeigenredaktion, die die christliche Glaubensbotschaft verbreitet, dass "perverse Hobbyschlampen" eine "Abspritzgarantie" zu bieten h[per thou]tten? Wie ist es m[^]glich, dass ein christlicher Ministerpr[per thou]sident auf die verwegene Idee verf[per thou]llt, sich in einem solchen Schweinestall den W[per thou]hlern vorzustellen? Nichts gegen Orgien, solange kein Bild-Reporter sie durch eine Reportage dar[cedilla]ber entweiht. Aber allein zur Strafe f[cedilla]r die mittlerweile zigmillionenfache Drucklegung der wahrlich s[per thou]uischen, dem Eros ins Antlitz gespuckten Vokabel "Abspritzgarantie" sollte ein Kulturvolk den Sittenverderber Kai Diekmann und alle seine Bauchredner [per thou]chten.

Wer sich dagegen str[per thou]ubt, in einem seri[^]sen Forum [cedilla]ber die Minderwertigkeit eines Skandalblatts aufgekl[per thou]rt zu werden, die ja von zivilisierten Menschen nie bestritten worden ist, der sollte es doch auch als Zumutung empfinden, von Politikern regiert zu werden, die vor der Majest[per thou]t dieser Unmoraltrompete niederknien, indem sie ihr Interviews geben und Kolumnen in ihr ver[^]ffentlichen, zwischen den W[per thou]scheleinen, an denen Kai Diekmann die Slips und die Bettlaken l[cedilla]ftet, zur Belustigung eines P[^]bels, der mit Bettgeschichten aus dem h[^]heren und niederen Adel der Fernsehprominenten unterhalten zu werden w[cedilla]nscht. Ginge es mit rechten Dingen zu, k[^]nnte Kai Diekmann seine unbestreitbare Eignung zum Sexualdenunzianten allenfalls als Klatschmaul in Hamburger Hafenkneipen unter Beweis stellen, und er w[per thou]re weder Chefredakteur noch Herausgeber einer sittenverwildernden Millionenzeitung, die sich damit br[cedilla]stet, konservativ zu sein, sondern nur ein armseliger Knilch, der sich etwas darauf einbilden d[cedilla]rfte, [cedilla]ber die Vorg[per thou]nge unter Udo J[cedilla]rgens' Bettdecke Bescheid zu wissen.

In seiner gegenw[per thou]rtigen Inkarnation ist Kai Diekmann jedoch einerseits der Anzeigenzuh[per thou]lter f[cedilla]r eine "Ordin[per thou]re Olle mit dicken Dingern" und eine "Versaute T[cedilla]rkin, zu allem bereit", aber andererseits auch einer, dessen Korrespondenten Zugang zum Bundeskanzleramt haben, nach Washington und Moskau mitfliegen und beim Bundespresseball eine flotte Sohle aufs Parkett legen.

Wenn Antje Vollmers Zivilgesellschaft ihre h[^]chsten Feiertage begeht, bleibt ein Herausgeber, der die Schlagzeile "Beziehungskrach wegen Bettw[per thou]sche" herausgegeben und aus professioneller Neugier mit Vorliebe als ungebetener Gast in anderer Leute Schlafzimmer sein grauses Haupt erhoben, die Laken zerw[cedilla]hlt und jeden ruchbar gewordenen Seitensprung eines Bezirksligaprominenten weitergetratscht hat, leider nicht drau[fl]en, obwohl er doch verrufen sein m[cedilla]sste, als Sexualspion, der von Menschen, die auf Sitte und Anstand bedacht sind, nicht einmal mit der Kneifzange angefasst w[cedilla]rde, und er sollte sich am Feierabend, in der stillen Hoffnung, nicht erkannt zu werden, mit hochgeschlagenem Mantelkragen und eingezogenem Schweif aus dem Schl[cedilla]sselloch einer Wellness-Kosmetikerin in einen noch dunkleren Unterschlupf schleichen und sich freuen, wenn er unterwegs nicht geohrfeigt und auf Schritt und Tritt von erniedrigten und beleidigten B[cedilla]rgern zum Duell herausgefordert wird.

Aber nein, so ist es nicht. Kai Diekmann, ein Subjekt, das aus den Schamhaaren von G[^]ttergatten Korrespondentenberichte entgegennimmt, ist ein gesch[per thou]tzter und gefragter Mann, der sich und aller Welt seine Adresse im Rinnstein ("Schumi exklusiv - Ich bin immer noch geil auf Siege!") als "Boulevard" sch[^]ngeredet hat. Patricia Riekel, die Chefin des uns[per thou]glichen K[per thou]seblatts Bunte, hat ihrem Kompagnon Diekmann beigepflichtet: Die Berichterstattung [cedilla]ber die Seitenspr[cedilla]nge von Prinzen, Prinzessinnen und Schlagerw[cedilla]rstchen sei nun einmal "People-Journalismus". Wieder andere sagen "Pop" dazu und erbauen sich an ihrer zynischen Unterscheidungskunst. Es ist aber weder Boulevard noch Pop und schon gar keine ehrw[cedilla]rdige "Barrikade der Stra[fl]e" (Kai Diekmann), sondern die Regierungserkl[per thou]rung einer Klosettmoral, wenn Bild die vor Gericht vergossenen Tr[per thou]nen eines angeblichen Vergewaltigungsopfers oder der Gattin eines Botschafters, die eine Fehlgeburt erlitten hat, auf Seite 1 ediert und sich daran hochzieht.

Bild ist nicht Pop, sondern Gosse. Bild ist das Sexualorgan, das Millionen impotente kleine M[per thou]nner von der Stra[fl]e als ihr eigenes empfinden, und sei es nur zur Befriedigung des Durstes nach Rache an den Reichen und Sch[^]nen, die sich durch Reichtum und Sch[^]nheit an den sittlichen Idealen eines immer noch kaufkr[per thou]ftigen Mobs vers[cedilla]ndigt haben. Wie bitte? Ein TV-Moderator hat sich sexuell befriedigen lassen? Auf einer Mainbr[cedilla]cke? In Bild muss er schlimmer daf[cedilla]r bluten als vor Gericht.

Die letzte Seite ist in Bild f[cedilla]r Neuigkeiten aus der High Society reserviert. Unter der [<]berschrift "Lustgreis auf Luder-Pirsch" berichtete Bild dort am 5. September 2005: "Das komplette Igitti-b[per thou]h-Kontrastprogramm: Der Auftritt von Tinto Brass (72, ,Caligula'), Altmeister des italienischen Softpornos, bei den altehrw[cedilla]rdigen Filmfestspielen in Venedig. Lustgreisenhaft lupfte er das Kleid der russischen Schauspielerin Anna Jimskaia (25). Fummelte ihr grinsend am drallen Allerwertesten. Be[per thou]ugte sie intensivst von vorne (ohne verh[cedilla]llendes St[^]ffchen). Peinlich, peinlich!" Bebildert worden war der Kurzbericht mit einem Schnappschuss des Vorgangs und erg[per thou]nzt durch die Bildunterschrift: "Hoch das R[^]ckchen! Tinto Brass begrabbelt Darstellerin Anna Jimskaia von hinten."

In solchen Formulierungen offenbart ein geistiger und moralischer Kretinismus seine Zwergengestalt, die jetzt publizistisch einen Kontinent beherrscht. Das ist der elende Jargon, in dem Bild auch gerne Frauenbr[cedilla]ste als "Hupen" oder "Schaumglocken" anspricht. In dieser Disziplin ist Bild, wie Kai Diekmann einr[per thou]umt, "journalistischer Schrittmacher und Marktf[cedilla]hrer", und hier hat Bild zweifellos "die Meinungs- und Nachrichtenf[cedilla]hrerschaft" inne, n[per thou]mlich in der Dosenbierpf[cedilla]tze, die uns die Bundeswehrsoldateska am Wochenende im Zugabteil zu hinterlassen pflegt. In dieser zum Himmel stinkenden Pf[cedilla]tze ist Kai Diekmann Kapit[per thou]n, Mathias D[^]pfner Gro[fl]admiral und Friede Springer Bademeisterin ehrenhalber. Hier d[cedilla]rfen sie einmal werkt[per thou]glich Menschen kielholen, Genitalien mit Spuckebatzen aus Druckerschw[per thou]rze bespeien und die Schlagzeilenpeitsche [cedilla]ber Unterhosen schwingen. Im Miasma dieser Waschk[cedilla]chenlauge, die ihr nat[cedilla]rliches Biotop ist, d[cedilla]rfen Kai Diekmann, seine Untergebenen und seine Vorgesetzten sich an dem ozeanischen Gef[cedilla]hl der Macht [cedilla]ber den Leumund jedes Menschen erg[^]tzen, der sich einbildet, ein Privatleben f[cedilla]hren zu d[cedilla]rfen. Den notgeilen Heimschl[per thou]fern, die seine Zeitung lesen, hat Kai Diekmann selbst die vor Gericht vergossenen Tr[per thou]nen eines angeblichen Vergewaltigungsopfers auf der Titelseite dekantiert, eingeschenkt und serviert, mit den allerbesten Empfehlungen, die das Haus Springer in Gestalt eines Fotos und einer Riesenschlagzeile auf Seite 1 in Bild zu vergeben gehabt hat: "Katharina (29) weinte gestern vor Gericht - So hat T[cedilla]rck mich vergewaltigt".

"Wer sein Privatleben privat lebt, bleibt privat", behauptete Kai Diekmann in einem Interview mit der FAZ, nachdem er das angebliche Vergewaltigungsopfer Katharina B. gossentechnisch abgefr[cedilla]hst[cedilla]ckt und ausgesaugt und aus der "Sex-Akte T[cedilla]rck" den letzten auflagesteigernden Samentropfen herausgelutscht hatte. Und da soll es noch Menschen geben, die Kai Diekmann die Hand reichen und seiner Zeitung ein Interview gew[per thou]hren?

Aber hallo. Zwischen den XXL-Br[cedilla]sten einer rasierten Transe und den Tr[per thou]nen eines angeblichen Vergewaltigungsopfers [per thou]u[fl]ern sich Schauspielerinnen in Bild bereitwillig dar[cedilla]ber, ob bei ihrer Scheidung der Altersunterschied eine Rolle gespielt habe, ob es einen anderen Mann in ihrem Leben gebe und ob ihre Br[cedilla]ste "echt" seien. Hier legt ganz Deutschland die Beichte ab: Mario Adorf [cedilla]ber seine Seitenspr[cedilla]nge, der Fernsehfritze Carlo von Tiedemann [cedilla]ber seine Sch[^]nheitsoperation ("Diese Alterstitten qu[per thou]lten mein Ego"), der Altbundespr[per thou]sident Richard von Weizs[per thou]cker [cedilla]ber die Notwendigkeit einer stabilen Regierungskoalition, Horst Tappert [cedilla]ber die Wassereinlagerungen in seinen F[cedilla][fl]en und J[^]rg Immendorff [cedilla]ber die Einf[per thou]lle, die er in der Badewanne hat.

Hier stehen sie, statt indigniert den H[^]rer aufzulegen oder den Blutsaugern die T[cedilla]r vor der Nase zuzupfeffern, Rede und Antwort: Strafverteidiger, Kardin[per thou]le, Minister, Bankiers, K[cedilla]nstler, Unternehmer, Kanzler und Bisch[^]fe. Hier inserieren Supermarktketten, Autohersteller, Kaffeeh[per thou]ndler, Arzneimittelproduzenten, Unternehmerverb[per thou]nde, Gewerkschaften und Bundestagsparteien.

Dass zw[^]lf Millionen Schwachk[^]pfe wissen m[^]chten, wer nun wem "am drallen Allerwertesten" gefummelt habe, und dass es ein ehrloses Klatschblatt gibt, das solchen Wissensdurst stillt und die Ehekr[per thou]che primitiver Schlagerfuzzis bekochl[^]ffelt - damit k[^]nnte man leben. Aber dass eine Kulturnation bis hinauf in die h[^]chsten Spitzen der Regierung, der Wirtschaft und der Erbverwalter Goethes mit diesem Zentralorgan der Unterhosenspionage paktiert, ist ein Skandal. In Bild gurgelt der Gully obsz[^]n vor sich hin. Wer in dieses Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erkl[per thou]rt. Und wer, wie Gerhard Schr[^]der es getan hat, einen ausl[per thou]ndischen Staatsgast zum gemeinsamen Bild-Interview willkommen hei[fl]t, der sollte sich die Frage vorlegen, ob es nicht anst[per thou]ndiger gewesen w[per thou]re, den Gast in einem gut gef[cedilla]hrten Bordell zu begr[cedilla][fl]en als in Kai Diekmanns dreckiger Sexualnachrichtenkaschemme.

[Merkur]


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