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Samstag, 30. April 2005 |
Gabi verlässt froh die Ausstellung von Malte Brekenfeld in der Galerie Sophien-Edition:
Nach der Finissage wird ein Bild ihr gehören. Sobald wir es zu Hause haben, gibt es hier ein Foto.
Als Alex der Handgelenkfotograf mich zum ersten Mal in Deutschland besuchte, brachte er aus seiner Heimatstadt Bloomington bei Chicago eine Flasche Bush-Mills mit.
Wir tranken sie am ersten Abend unter der weißen Sichel des Mondes aus und waren ziemlich besoffen. Alex erzählte mir von seinen Südseereisen, ziemlich langgedehnten Aufenthalten auf Tahiti, Neuseeland und Papua. So weit südlich bin ich nie gekommen, und dabei habe ich schon ein ganzes Stück von der Welt gesehen, das kann man wohl sagen. Jedenfalls sprach er über zwei Stunden von seinen Abenteuern, während das goldene, ein bisschen kratzige Getränk unsere Kehlen hinabrann und in der Ferne die Kraniche riefen. "Ta moko", sagte Alex, "Ta moko - so nennen sie dort unten ihre Tattoos. Die Maoris tätowierten sich früher Arme und Beine und das ganze Gesicht, jedenfalls die Männer. Sie waren große Krieger, weißt du, sie rollten mit den Augäpfeln und machten fürchterliche Grimassen, um ihre Feinde einzuschüchtern. Das waren beeindruckende Leute damals. Heute dagegen - phhh", er machte eine wegwerfende Handbewegung, "heute sind sie versoffene Maulhelden und leben in Ghettosiedlungen am Rande der Städte."
Ein eigenartiges Geräusch unterbrach Alex' Redefluß, irgendetwas kratzte und raschelte im Dunkel links hinter unseren Lehnstühlen, so daß wir uns unwillkürlich umwandten und zu zweit in die Finsternis starrten. Zunächst sahen wir nichts, da sich unsere Augen an die Helligkeit des kleinen Lagerfeuers gewöhnt hatten. Das Gescharre aber riß nicht ab. Plötzlich begann ein fürchterliches Gezeter und noch ehe ich begriff, daß das eines meiner Junghühner war, das offenbar in höchster Not kreischte, flatterte ein weißer Federball zwischen unsere Beine und blieb wie tot unter meinem Stuhl liegen.
Aus der Dunkelheit war ein Knurren und leises Fauchen zu vernehmen, das sich nach wenigen Augenblicken entfernte. Die alte Fähe hatte also wieder einmal versucht, mir ein Huhn zu stehlen! Später war ich so betrunken, daß ich nicht weiß, wie ich es bis in mein Bett geschafft habe.
Wilde Träume plagten mich, in denen ein tätowiertes Kücken sein Unwesen trieb und aus meinem Glas Whisky mit einem Strohhalm schlürfte.
(Text und Bild aus dem Katalog der Ausstellung von Malte Brekenfeld in der Kunsthalle Kühlungsborn, September 2001; Text von Dörte Brekenfeld)
8:16:50 PM
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Tonrelief von Georges Morin (1874 - 1950) über dem Eingang des ehemaligen Seminargebäudes für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen in der Adalbertstraße.
8:16:01 PM
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© Copyright 2005 Türschmann.
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