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Sonntag, 29. Januar 2006 |
Mit Robert Wilms endet unsere kleine Kreuzberger Arztserie. Die Liste der weißbekittelten Götter, die einigen Kreuzberger Straßen ihre Namen liehen, begann mit Albrecht von Graefe, dem selbstlosen Heiler, »ebenso genial wie fleißig«, und mit Johann Friedrich Dieffenbach, der während des Operierens ein »erhebendes Gefühl« verspürte, Ohren und Hoden aufs akkurateste wieder zusammenflickte, und seitdem als Begründer der Schönheitschirurgie gilt. Alfred Döblin wurde nicht vergessen, der weniger als Arzt, sondern eher als Literat so etwas wie Unsterblichkeit erlangte, und auch Werner Körte nicht, ein vom Ehrgeiz getriebener Patriot, der von seinem berühmten Patenonkel Rudolf Virchow in den Direktorensitz des Krankenhauses am Urban gehievt wurde. Schließlich erinnerten wir an Albert Fraenkel, der neben Körte ein halbes Jahrhundert das Haus am Urban regierte, jedoch nie aus dessen Schatten und dem eines anderen Mediziners namens Fraenkel treten konnte. Nur noch das Fraenkelufer erinnert an ihn. Auch Robert Wilms ist fast in Vergessenheit geraten. Notizen vom Leben und vom Wirken des Chefchirurgen Wilms, bei dem der große Körte einst das Handwerk lernte, sind ebenso selten wie die über den Kollegen Fraenkel. Wilms findet meist nur marginale Erwähnung in den vielveröffentlichten Vitae seiner berühmten Kollegen. Immerhin erinnerte man sich 1956 des Mannes und rekonstruierte die im Krieg zerstörte Büste des Chirurgen neben dem Eingangsportal des heutigen Künstlerhauses Bethanien. (mehr hier von W. von Westhafen)
4:52:34 PM
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