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Samstag, 6. November 2004 |
Jackson Pollock?
Nein, diese Gouache entstand 1943/44 und ist von Alexander Rodtschenko.
Zu sehen in der Ausstellung
Licht und Farbe in der russischen Avantgarde
Die Sammlung Costakis aus dem staatlichen Museum für zeitgenössische Kunst in Thessaloniki
In den Siebzigerjahren war eine kleine Plattenbauwohnung in Moskau Pilgerziel für Kunstliebhaber aus aller Welt. Ein schier unfassbarer Schatz war hier angehäuft. Dicht an dicht wie Briefmarken hingen an den Wänden die bedeutendsten Bilder der russischen Avantgarde. Von der Decke baumelte eine Konstruktion Alexander Rodtschenkos - das einzige original erhaltene Objekt seiner Art. Und in den Schränken lagerten Tausende von Zeichnungen und Grafiken. Edward Kennedy und David Rockefeller waren da, Glenn Gould und Strawinsky, Alfred Barr vom Museum of Modern Art oder Marc Chagall.
Costakis Gastfreundschaft war sprichwörtlich, niemand wurde abgewiesen, und die Tochter Aliki erzählt, dass seit den späten sechziger Jahren an Privatheit nicht mehr zu denken war. Die Familie lebte in einem Museum der Avantgarde, die als Privatbesitz zwar geduldet, aber von Stalins Kunstdiktatur in den frühen dreißiger Jahren aus den öffentlichen Ausstellungshäusern in die Depots verbannt war. Mit missionarischem Eifer kämpfte Costakis für die Rehabilitierung der Künstler, die vor und nach der Oktoberrevolution ihre Visionen und Utopien in radikal neue Formen umsetzten.
Der Grieche, der 1912 als Sohn eines eingewanderten Tabakkaufmanns in Moskau geboren wurde, hier den größten Teil seines Lebens verbrachte und 1990 in Athen starb, ist heute eine Legende der Kunstgeschichte. Vieles hätte ohne seine Besessenheit nicht überlebt. Der Martin-Gropius-Bau ist nun Station einer Ausstellung, die Costakis' Erbe vorführt und seiner Mission huldigt.
(Sebastian Preuss in der BZ, mehr hier)
Die Kunst der Malerei, die den Beschauer viele Jahrhunderte lang mit Ansichten von Naturlandschaften bezaubert hat, mit der erneut wiederholten Erfahrung von Leidenschaften, die er bereits durchlebt hat - sie ist endlich gestorben.
Sie ging aus vom primitiven Menschen, der den Hirsch, den Löwen, den Fisch gemalt hat. In der Folge bewahrte sie treu das Vermächtnis des Primitiven und war in einer Reihe einander abwechselnder Strömungen bestrebt, die Natur so lebendig wie möglich wiederzugeben.
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Nachdem die Kunst den Realismus, den Naturalismus, alle Arten der Stilisierung, alle Synthesen, Naturstimmungen und die Erlebniswelt des Schaffenden ausgeschöpft hatte, wurde sie alt und gebrechlich und fand ihr völliges Ende im Suprematismus.
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Jetzt ist der Leichnam der Malkunst, die Kunst der angestrichenen Natur in den Sarg gelegt worden, versiegelt mit dem Schwarzen Quadrat des Suprematismus.
(Iwan Kljun im Katalog der 10. Staatsausstellung Ungegenständliches Schaffen und Suprematismus, Moskau 1919)
7:48:23 PM
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