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Mittwoch, 6. Oktober 2004 |
Heute ist ein schönes Interview mit Kurt Mühlenhaupt in der Berliner Zeitung.
Als ich die letzten Male in Berlin war, war ich erschrocken.
Es ist so viel abgerissen worden. Man kann den Menschen nicht die Kulisse nehmen, sonst fühlt sich keiner mehr zuhause. Ich war erstaunt, wie sehr sich die Perspektiven verändert haben. Ich hatte keine Lust, das neue Berlin zu malen, aber das Sony-Center konnte ich mir nicht verkneifen. Trotzdem fahre ich nicht mehr gerne hin. Mich kennen einfach zu viele. Es ist nicht schön, wenn man mit der Verwandtschaft nach Berlin kommt, und sofort stellen sie einem vier, fünf Töppe Bier hin. Die Leute lassen einfach nicht locker und ich kann doch nicht immer besoffen sein.
Und hier noch einige Mühlenhaupt-Links:
Zu Besuch bei dem Berliner Künstler Kurt Mühlenhaupt
Mühlenhaupt-Scheune in Bergsdorf Geschichte der Kreuzberger Trödelläden Kurt Mühlenhaupt war die berühmteste Figur im Chamissokiez. Bei ihm liefen die Fäden zusammen, er organisierte den Kreuzberger Bildermarkt, und er war der Besitzer des Leierkasten, jener Kneipe in der Zossener Straße, die im letzten Stammlokal der ehemaligen Platzhirsche, dem Heidelberger Krug, mindestens sieben Mal in der Woche Erwähnung findet. Und Mühlenhaupt war, darf man den dortigen Erzählungen glauben, auch der erste Trödelladenbesitzer in der Gegend. Wie wäre es mit einem Mühlenhaupt-Werk?
Der Feuerwehrbrunnen in Kreuzberg
7:55:23 PM
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Mit Lenin & Co. fuhr Rudolf Herz durch Europa (BZ)
Falsch, denn Lenin ließ sich zumindest heute nicht vor der Akademie der Künste sehen, deshalb gibt es hier auch kein eigenes Bild.
Zur Ankunft des Dresdner Lenin-Denkmals in Berlin scchieb Volker Braun diesen Text:
OBDACHLOS
Lenin on Tour
Die Denkmäler Stricke am Hals, die Kaderabteilung
der Nachwelt wechselt die Unpersonen: Gorbatschow der Zerstreuer des Reichs;
auf dem Tieflader die Granitbüsten Lenins und zweier anonymer Genossen,
zersprengtes Monument einer befohlenen Revolution, deren Hinterlassenschaft abgeräumt wird.
Zerlegt, zersägt, wie er ist, spüre ich den Phantomschmerz der einstigen Heroengestalt.
Man hätte ihn vor dem dresdner Hauptbahnhof liegenlassen können wie jeden anderen Obdachlosen,
aber es ist teurer Baugrund, von dem die Hypothek der Erinnerung getilgt wird.
Er ist wieder der Emigrant,
umgestiegen aus dem verplombten Waggon der Reichsbahn auf den Katafalk der Staatskunst, die als Dadaismus endet;
Geisterfahrt der schweren Trümmer einer Idee, auf der Blutspur einer utopischen Praxis,
Sightseeing-Tour durch die Städte seiner Widersacher Gramsci in Rom, Dubcek in Prag, Luxemburg in Berlin.
Der Tourismus als das höchste Stadium des Kapitalismus, in dem die Lohnarbeit an die billigsten Strände reist.
Nun hat er die global players als Genossen, und der Staat, den er gründete nach dem Vorbild der Deutschen Post,
eilt mit der Retourkutsche in die Zukunft.
WAS TUN, Uljanow; er wird in seinem Beruf, Revolutionär, keine Anstellung oder Aufstellung mehr finden.
Er sieht in der Spiegelgasse der Supermärkte die nicht wie erwartet VERÄNDERTE WELT: aber im Stau hinter seinem Rücken wartet der neue Aufruhr, Frucht des Chaos und des Hungers nach Arbeit, der auf Granit beißt.
7:54:18 PM
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