Kunstspaziergänge in Venedig (3)
Die Kunstreise
Eugen Roth
Ein Mensch von Bildungsdrang und Geist
Ist weit in eine Stadt gereist,
Um dort die für ihn äußerst wichtigen
Kunstschätze gründlich zu besichtigen.
Den Dom, den man bewundern müßte,
Verstellt ein mächtiges Gerüste,
Am Rathaus mauern sie und tünchen,
Der Holbein ist verliehn nach München,
Zwecks Renovierung ist entfernt
Der Pacher, baedeker-besternt.
Noch läßt sich auf Museen hoffen:
Nur mittwochs, drei bis vier Uhr offen!
Zutritt nur auf Bescheinigung!
Geschlossen wegen Reinigung!
Vorübergehend Neuaufstellung! -
Der Mensch, nun schon in Tobsuchtsquellung,
Vergebens plärrt, an Glocken zerrt -
Die ganze Kunst ist zugesperrt!
Ha! Denkt der Mensch, mit Groll im Busen,
Es gibt ja auch noch andre Musen!
Doch leider, Polyhymnia
Ist grad in Ferien und nicht da.
Melpomene und Thalia heute
Nur spielen für Gefolgschaftsleute. Terpsichore ist ausverkauft ...
Der Mensch setzt stumm sich hin und sauft.
So schlimm war es in Venedig nicht, aber am Abreisetag (Montag!) wollte ich mir noch die Installation von Pipilotti Rist ansehen, aber die Chiesa di San Staë war geschlossen.
Der Schweizer Innenminister Pascal Couchepin war laut news.ch von der Installation begeistert. Er legte sich auf das Bett in der Kirche und verweilte dort 30 Minuten lang. Anschliessend küsste Couchepin die Künstlerin und sagte: Wie Botticelli. Das Schönste, was ich hier gesehen habe.
6:32:25 PM
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