Wegen virtueller Sit-Ins gegenüber der offiziellen G8-Site wurde die Website vom Netz genommen
Seit 1995 organisiert netstrike.it friedliche "Sit-ins" am Netz. Ziel ist es, möglichst viele Surfer gleichzeitig dazu zu bringen, eine bestimmte URL wiederholt aufzurufen, um eine Site zu überlasten oder zu verlangsamen. Der erste Netzstreik betraf die offiziellen Sites der französischen Regierung, um gegen die Atomversuche am Mururoa Atoll zu protestieren. Seitdem haben zahllose virtuelle Sit-Ins gegen Menschenrechtsverletzungen oder Beschränkung der freien Meinungsäußerung stattgefunden, ohne dass sich eine offizielle Stelle dazu bemüßigt gefühlt hätte, rechtliche Schritte einzuleiten.
Die Staatsanwaltschaft von Genua hatte die Sperrung von netstrike.it mit dem Gesetz "615 quinques" begründet, das sich auf Computerkriminalität im Zuge der Veröffentlichung einer Website bezieht. Wenige Stunden nachdem der Tod eines Demonstranten während der G8-Proteste in Genua bekannt geworden war, kam es zu einem spontanen Netzstreik gegen die offizielle Site des Gipfels, die vom 20. bis 22. Juli durch die zahlreichen Besucher beträchtlich verlangsamt, aber nicht blockiert wurde.
Laut Sandro Morretti, Präsident des Netstrike-Providers ecn.org, ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die Protestsite vom Netz zu nehmen, absolut willkürlich gewesen und kann nur als politisch motivierte Provokation und überflüssige Zensur bezeichnet werden. Der Netzstreik sei eine absolut legale Form des zivilen Protestes, da man das Abrufen einer bestimmten Website, auch wenn dies wiederholt geschehe, nicht als kriminellen Akt ansehen kann. Gemeinhin nenne man das ganz einfach "surfen". [Nathalie Roller in Telepolis]
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