Dienstag, 15. April 2003

Das Denkmal wurde einen Tag vor Thälmanns 100. Geburtstag als Auftakt zum XI. Parteitag der SED am 15. April 1986 eingeweiht. Die Geschichte des Berliner Ernst-Thälmann-Denkmals reicht weit zurück. Bereits im August 1949 hatte der Ost-Berliner Magistrat den Wilhelmplatz, den ehemaligen Standort der Reichskanzlei und des Führerbunkers, in Thälmannplatz umbenannt und beschlossen, dem Politiker dort ein Denkmal zu setzen. Den dafür ausgelobten Wettbewerb gewann die recht unbekannte Künstlerin Ruthilde Hahne. ... Noch acht Jahre später, auf der IV. Deutschen Kunstausstellung, präsentierte Hahne ein in Gips ausgeführtes, zweieinhalb Meter hohes Teilstück des Denkmals. Danach blieb ihr jede weitere Unterstützung aber versagt. Nicht zuletzt die sich schon vor dem Mauerbau abzeichnende Grenzlage des Platzes hatte dem Projekt jegliche Perspektive genommen, so dass 1965 das Vorhaben auch offiziell aufgegeben wurde. Es sollten weitere sechzehn Jahre vergehen, bis man sich 1981 auf dem X. Parteitag der SED abermals für ein Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin aussprach. Als Aufstellungsort war das Gelände des alten Gaswerkes in der Dimitroffstraße vorgesehen ... Die zunächst rein auf Künstler der DDR beschränkte Ausschreibung führte allerdings in den Augen Erich Honeckers nicht zu einem der Größe des Anspruches angemessenen Ergebnis, so dass man kurzerhand den bereits bewährten russischen Künstler Lew Jefimowitsch Kerbel mit der Ausführung betraute. ... Dass das Denkmal bisher nicht abgerissen wurde, liegt wohl einzig und allein an den immensen Kosten und den knappen Kassen der öffentlichen Hand. Mit dem Fortdauern dieses unfreiwilligen Gnadenaufschubes wird auch diese Skulptur ihren ursprünglichen politischen Zusammenhängen entwachsen und letztlich vielleicht sogar eine sachlich kunsthistorische Beurteilung erfahren. (Cornelius Fischer in: hier) 9:56:41 PM    comment []