Samstag, 29. Januar 2005

Luc Tuymans bei carliergebauer Durch die Erfahrung, daß große Formate implodieren können. während kleinste Bilder monumental wirken, dürfte deutlich werden, daß nicht die schiere Größe eines Bildes entscheidet, sondern daß alles nur sein richtiges Maß haben kann. Die Vorstellung, nur ein riesiges Format sei salonfähig, hat überhaupt nichts mit der Wirkung eines Bildes zu tun. Irn Gegenteil: Intensität ist wie ein Nadelstich. Was am meisten verwundet, was am gefährlichsten ist, sind ja auch die winzigsten Dinge, wie die Insekten oder ein Virus. Das Gottesprinzip sollte man eigentlich, wie Spinoza, verstehen als die reine Abstraktion, das Unbegreifbare. Was daraus hervorgeht, sind die einzelnen Attribute, von denen jedes seine eigene Geschichte erzählt. Nur vermittels der Komplexität, nur durch das Winzigste hindurch, lassen sich größere Zusammenhänge heute darstellen. (Tuymans, 1996) Die Malerei des Belgiers Luc Tuymans In gewisser Hinsicht sind Tuymans' Bilder Verschwörungen. Sie geben nicht preis, was passiert. Aber gewiss ist, dass etwas geschieht auf den Leinwänden. Von den Motiven, die man nur als unklare Verweise auf Etwas lesen kann, geht irgendwie Bedrohliches aus. Bekannt ist, dass der Antwerpener Maler alle seine Bilder nach fotografischen Vorlagen entwirft. Und dass abstrakte Malerei ihn nie interessiert hat, das Abmalen und Verfremden realer Dinge umso mehr. Für die documenta elf in Kassel lieferte er ein Stillleben - ein blasspastellenes, wandfüllendes Obstarrangement. Er hat damals gesagt, die sei sein Gegenbild nach den Ereignissen vom 11. September 2001, und so wolle er die Idee der Banalität bis an einen überlebensgroßen, einen unmöglichen Punkt treiben. Und so trieb sein Stillleben nicht wenigen Betrachtern den Zweifel in den Sinn, wie viel Sinn Malerei überhaupt noch macht. (Ingeborg Ruthe in der BZ, hier mehr) 9:18:28 PM    comment []