Am Karl-Marx-Platz 16-18 in Neukölln (früher Mühlenstr. 7) stand das Geburtshaus von Ernst Moritz Geyger (9.11.1861 Berlin bis 31.12.1941 Marignolle bei Florenz).
Geyger begann seine Ausbildung 1877 als Maler an der Kunstschule in Berlin und setzte sie 1878 bis 1883 an der akademischen Hochschule als Schüler von Paul Thumann, Otto Knille, M. Michael und Paul Meyerheim fort. Ein Versuch, im Meisteratelier von Anton von Werner unterzukommen, scheiterte. Ab 1883 war Geyger freischaffend tätig; 1885 wechselte er zur Graphik und widmete sich die nächsten zehn Jahre der Radierung und dem Kupferstich, aber auch ersten bildhauerischen Arbeiten. Als Bildhauer war Geyger Autodidakt. Seit 1886 weilte der Künstler häufig in Paris, um die Herstellung seiner Pergament-Drucke und Güsse kleinplastischer Silber- und Bronzearbeiten zu kontrollieren. 1888 hielt sich Geyger in Florenz auf, wo er die Gruppe Kampf zwischen Nilpferd und Löwe in Wachs modellierte, gießen ließ und von 1890-1894 ziselierte. ... Sein zweites plastisches Werk war der Dornausziehende Affe. 1893 erhielt Geyger einen Ruf mit Professur an die Dresdener Akademie als Leiter des Kupferstich-Meisterateliers. Den akademischen Zwang nicht akzeptierend, verließ er Dresden nach fünf Monaten wieder. 1895 ließ er sich bei Florenz nieder und richtete sich in der Mediceer-Villa Marignolle eine Werkstatt ein. Ein Schüleratelier unterhielt er in Florenz, ein zweites Atelier in Berlin. 1895 entstand sein bekanntestes Werk, der Bogenschütze, den Wilhelm II. für Sanssouci erwarb und der in mehreren Repliken in Originalgröße entstand. ... Einen Straßenbrunnen mit einem wasserspeienden Bären schuf Geyger für Breslau (ein fast identisches Exemplar ist im Zoologischen Garten Berlin erhalten). Zwei weitere Entwürfe für Breslau waren Deutscher Herold und ein Bismarck-Brunnen-Modell, die möglicherweise als Konkurrenzentwürfe für den 1898 ausgeschriebenen Wettbewerb zu einem Pendant zum Bismarck-Denkmal von Peter Breuer angesehen werden können. 1903 sind neben einer Affen-Fontäne ein Pavian mit Negermaske und ein Brunnenentwurf (Christus und Johannes der Täufer) für den Platz vor der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche belegt; 1904 war der Künstler mit einer monumentalen Bronzevase und dem stehenden männlichen Akt Fleiß in Marmor befaßt. 1909 schuf er Kindergruppen für Marmorkandelaber im Treppenhaus des Palais Guthmann Berlin.
Ein Märchenbrunnen entstand zwischen 1915 und 1919, wurde jedoch erst 1935 in einem Park in Berlin-Neukölln enthüllt (zur Geschichte dieses Brunnens gibt es viel Interessantes im Rollberg).
1918 erhielt Geyger einen Ruf als Professor des Meisterateliers für Graphik der Berliner Akademie.
(Text von S. Einholz aus: Ethos und Pathos Die Berliner Bildhauerschule 1786 - 1914, 1990) Der Märchenbrunnen von Geyger wurde 2001 restauriert, aus diesem Jahr sind auch die Bilder. Die neuen Putten sind von Anna Bogouchevskaia.
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