letzte Änderung: 01.10.06; 19:02:51.
Kunstspaziergänge
Spaziergänge in Berlin und Umgebung
        

Montag, 4. September 2006

Die steinernen Überreste der Siegesallee in Berlin (11)

Wendt von Ileburg (15) Graf zu Hohenlohe (15)

Wend von Ileburg (gest. 1444)
und
Johann Graf zu Hohenlohe (gest. 1412)
(Begleitfiguren zum Denkmal Kurfürst Friedrich I.)
Bildhauer Ludwig Manzel

aus: Quitzöwel - Die Schlacht am Kremmener Damm am 24. Oktober 1412
(Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg)

Die beiden anderen Ritter, die fielen, waren Ritter Philipp am Utenhoven und Graf Johannes von Hohenlohe. Beide (besonders der letztere), dem Burggrafen nahestehend, wurden von Kremmen aus nach Berlin geschafft und in der Franziskanerklosterkirche daselbst, die sozusagen markgräfliche Hofkirche war, beigesetzt. Ihre Grabsteine sind verschwunden, aber ein dem Grafen Hohenlohe geltendes Wandbild, das, so läßt sich annehmen, der Burggraf selbst dem Gedächtnis dieses seines Getreuen stiftete, hat sich bis diesen Tag in besagter Kirche, neben der Orgel, erhalten und gibt nicht nur Zeugnis, wie der Burggraf den ersten auf märkischer Erde für Haus Hohenzollern Gefallenen ehrte, sondern gleichzeitig auch eine gute Vorstellung von der Bildnis- und Geschichtsmalerei jener Epoche, wenn auch freilich nicht innerhalb unserer Mark, der solche Kunstübung fremd war. Es ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, eines Nürnberger Meisters Arbeit, ein vergleichsweise wohlgelungenes Bild, auf dem wir einen jugendlichen Ritter in schwarzer Rüstung und weißem Pelzmantel erblicken, der vor dem Heilande kniet und wehmütig das blasse, überaus traurige Haupt zu dem Erlöser erhebt. Christus selbst steht mit den Emblemen seiner Schmach, mit Geißel, Dornenkrone und dem Ysopstabe, vor dem Ritter, aus des Heilandes Wunden aber ergießen sich fünf Blutströme in den Kelch des heiligen Abendmahls. Darüber ein Helm mit dem Adlerschmuck und ein Wappenschild mit zwei Leoparden. Um das Ganze herum zieht sich die Legende: "Anno Domini 1412 am St.-Columbanus-Abend verschied der hochgeborne Graf Johannes von Hohenlohe, dem Gott genade. Amen."
Friedrich konnte sich in seiner Trauer nicht genugtun und ließ, außer dem vorbeschriebenen Kirchenbilde, noch ein Kreuz am Kremmer Damm selbst errichten, an ebender Stelle, wo Graf Hohenlohe gefallen war. Zweimal wurde das Kreuz seitdem erneuert: erst unter dem Großen Kurfürsten (mit der dem unhistorischen Sinn jener Zeit entsprechenden Angabe, daß hier "ein brandenburgischer General" gefallen sei), dann unter Friedrich Wilhelm IV.

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