Ein Ausflug ins Oderbruch (7) - Ein Garten als Atelier
Es gab einmal eine Fahrt in eine Landschaft, die wir nicht oder kaum kannten. Wir fuhren über Dörfer, durch wunderbare Alleen, es gab auf den Straßen Tiefen und Erhebungen. Es war, wie ich dann erfuhr, ein Teil jener Endmoräne, die den Großen Barnim bildet. Wir waren erregt, in der Nähe der großen Stadt Berlin soviel Schönheit und sowenig Betriebsamkeit zu spüren.
Wir jedoch, wir hatten auch etwas vor, wir wollten, wie wir sagten, uns verändern. Wir wollten uns einen Ort suchen, an dem wir leben wollten, zukünftig. Wir hatten Adressen von möglichen Grundstücken. An zweien erinnere ich mich, daß sie mir gar nicht gefielen, die Dörfer hatten schöne Namen, aber die Häuser hatten keinen Charakter.
Später kamen wir durch die kleine Stadt Seelow, wir fuhren in das Bruchland vor der Oder und da suchten wir ein Haus, das uns als käuflich empfohlen war. Es war ein Bau aus dem späten neunzehnten Jahrhundert, eines jener Gebäude, die aus den sogenannten Separationen entstanden waren. Eine kleine Bauminsel umgab das Haus, die Ställe und eine Scheune. Es hatte nur einen Fehler, es war eigentlich nicht mehr vorhanden. Die Spur seiner ehemaligen Schönheit erinnerte uns an den Satz von Auguste Rodin: "Schöner als eine Sache ist die Ruine einer Sache."
Wir seufzten, umschritten die nun öde Stelle, die wieder aufzubauen wir nicht in der Lage waren.
Der Tag geriet nun zur Dämmerung. Es war ein schönes Wetter gewesen, das auch noch anhielt und ich war etwas traurig über unseren Umgang mit der Vergangenheit. Sylvia aber richtete mich auf und hatte plötzlich eine Adresse in der Hand und sagte und fuhr nach Alt Langsow. Bei der Einfahrt in die Leninstraße, gesäumt von schönen alten Linden, strich die Abendsonne an altem Ziegelmauerwerk vorbei, ein Backsteinrot glühte zwischen dem stillen, tiefen Grün der Bäume.
Das ist der Ort, sagte ich, noch nicht in Kenntnis eines Gebäudes. Sylvia aber hatte vor einem großen Kastanienbaum halt gemacht, die, Dämmerung verschluckte Gebautes schon, ließ aber noch die Silhouette des Pfarrhauses erkennen, eine Steintreppe, Wilder Wein an den Wänden und eine große Tür. Sie sagte zu mir, das könnte es sein.
(Stötzer in der Broschüre: Förderverein Schul- und Bethaus Alt-Langsow e.V., 1998)
Bilder aus Alt-Langsow
Werner Stötzer und seine Arbeiten
Was die Märkische Oderzeitung zu unserem Überfall berichtet
6:42:29 PM
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