letzte Änderung: 03.02.07; 19:10:01.
Kunstspaziergänge
Spaziergänge in Berlin und Umgebung
        

Sonntag, 14. Januar 2007

Trichinentempel (Tagesspiegel)

Anatomisches Theater

Das von Carl Gotthard Langhans meisterlich gestaltete Anatomische Theater dürfte nach der Restaurierung aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf erwachen.

Dort revolutionierte Andreas Vesal (1514-1565) die Anatomie, indem er – unter dem Protest seiner konservativen Kollegen – erstmals innerhalb eines öffentlich zugänglichen Gebäudes sezierte. Bis dahin wurden Sektionen von Ärzten nur im Geheimen oder in Friedhofsgebäuden vorgenommen. Die Bezeichnung „Theater“ geht übrigens nicht nur auf die Form des Saales zurück, sondern ist auch der Tatsache geschuldet, dass bereits seinerzeit in Padua interessierte, zahlungskräftige Bürger anwesend sein durften.
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Zu den frühen, von Langhans entworfenen Gebäuden der Tierarzneischule gehörten ein abgegrenzter kleinerer Stall für rotzige Pferde, eine große Schmiede und das heute noch erhaltene Anatomietheater (der Anbau stammt aus späterer Zeit).
(mehr in Die Gründungsbauten von Karl Gotthard Langhans )

In Berlin gab es schon seit 1713 ein anatomisches Theater, Ecke Dorotheen- und Charlottenstraße.

König Friedrich Wilhelm I. höchstpersönlich eröffnete es. Ihm, der dort gleich seinen an Schwindsucht verstorbenen Kammerdiener sezieren ließ, ging es vor allem um eine bessere Ausbildung der Militärärzte. Ob Laien im Theatrum anatomicum Berlinense Sektionen live miterleben durften oder ob an Leichen nur Vorlesungen gehalten wurden, wissen selbst Experten heute nicht mehr. Auf jeden Fall stank es, man hat den Tod gerochen und gesehen, sagt Historiker Schnalke.
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Trichinentempel

Anatomisches Theater.
Dieß ist im Academie-Gebäude, und der Eingang ist in der Charlottenstraße an der Ecke der Letztenstraße. Es faßt gegen 300 Zuhörer, und gehört zum Collegium-medico-chirurgieum, und zum Besuche der anatomischen Demonstrationen werden in den Wintermonaten aus der Charite, den Armen- und Waisenhäusern die Leichname derer, die nicht von ihren Verwandten beerdigt werden können, abgeliefert. Die Zahl der Kadaver, welche jährlich hierher geliefert werden, kann man auf 200 annehmen, so daß niemals Mangel daran ist.
(aus: Berlin 1806 - Das Lexicon von J. Ch. Gädicke)


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