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Sonntag, 1. April 2007 |
Kaffee latte
mit viel Zucker
Thomas Rentmeister im Haus am Waldsee
Wie eine Düne aus strahlendem Weiß erheben sich fünf Tonnen Zucker im Gartensaal des Hauses am Waldsee. Darin ertrinkt ein Einkaufswagen, als sei der süße Stoff aus einem Lastwagen über ihn geschüttet worden. Die Ränder der Zuckerdüne sind weich geschwungen wie von Meer umspült. Nach Erdnussflips-, Chips- und Nutellabergen reizt Bildhauer Thomas Rentmeister nun mit Zucker den Begriff der Skulptur aus. In der Masse verliert das Süßungsmittel seine Bedeutung, das Material wird zu etwas Flüchtigem und Instabilem. Es könnte weißer Sand sein - oder auch frisch gefallener Schnee.
Der Betrachter will es berühren, abtasten, erfühlen und ihm - angezogen vom verstörend Vertrauten - näher und näher kommen. Mehr heißt die Solo-Ausstellung im Haus am Waldsee, für die Thomas Rentmeister sich acht neue Arbeiten ausgedacht hat. Mehr, das heißt: Zucker in Massen, Überfluss. Schnell kann aus Mehr zu viel werden: zu süß, fast eklig. Zucker als Krankheit, Diabetes, übergewichtige Kinder. Rentmeister lässt fast all seine Arbeiten ohne Titel und damit den Assoziationen des Betrachters freien Lauf. Auch wenn es dem Künstler mehr um die Verwischung der Grenzen der Skulptur geht, schwingt stets Kritik am Hedonistischen, am Konsum mit - jedoch humorvoll, ohne ideologische Keule.
(D. Zinser hier)
6:17:44 PM
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