ºUnser gegliedertes Schulsystem soll die Kinder "begabungsgerecht" f[^]rdern. Doch die Auslese geschieht v[^]llig willk[cedilla]rlich.
Ein Grundpfeiler des deutschen Schulsystems erweist sich als morsch: die so genannte [<]bergangsempfehlung am Ende des vierten Schuljahres. Mit ihr stellen die Grundschullehrer die Weichen daf[cedilla]r, ob ihre Sch[cedilla]tzlinge in die f[cedilla]nfte Klasse des Gymnasiums, der Real- oder der Hauptschule wechseln.
Eigentlich soll dabei die Leistung der Sch[cedilla]ler den Ausschlag geben. Doch die Grundschulstudie Iglu (siehe unten) belegt nun erstmals mit bundesweit repr[per thou]sentativen Daten, dass dies nur in Ans[per thou]tzen gelingt. N[per thou]mlich nur bei den sehr starken und den sehr schwachen Sch[cedilla]lern. Das gro[fl]e Mittelfeld, es umfasst 44 Prozent, also fast jeden zweiten Sch[cedilla]ler, wird recht willk[cedilla]rlich auf die verschiedenen Schularten verteilt (siehe Grafik). Als Leistungsma[fl]stab haben die Forscher die Lesef[per thou]higkeit und die Mathematikleistungen der Viertkl[per thou]ssler gew[per thou]hlt.
Zudem belegt die Studie, dass der Nachwuchs von Arbeitern und Einwanderern systematisch benachteiligt wird. Das Kind eines Managers hat ñ bei gleicher Leistung! ñ eine 2,63-mal so gro[fl]e Chance auf eine Gymnasialempfehlung wie das Kind eines Arbeiters; das Kind deutscher Eltern entsprechend eine 1,66-mal so gro[fl]e Chance wie ein Einwandererkind.´
[Weiterlesen bei Die Zeit: Falsch sortiert]
via [BildungsBlog]
Tja, liebe BildungsBlogger, wenn man k[cedilla]rzt, verschiebt man manchmal die Akzente und Leser k[^]nnten meinen, den Grundschulen solle ein Vorwurf gemacht werden. Aber unser gegliedertes Schulsystem soll nicht begabungsgerecht f[^]rdern. Dann w[per thou]re es nicht gegliedert.
In Wirklichkeit kritisiert der Artikel in der Zeit etwas Anderes:
ºÑEher st[per thou]ndestaatlich als wissenschaftlich begr[cedilla]ndetì
Die Willk[cedilla]r bei der [<]bergangsempfehlung, das zeigt die Grundschulstudie auf, f[per thou]llt zusammen mit der Willk[cedilla]r bei der Zensurengebung. Ein Kind, das gut, aber ñ im Urteil der Autoren von Iglu ñ nicht sehr gut lesen kann, wird an der einen Schule mit einer Eins im Fach Deutsch belohnt, an der anderen mit einer Vier bestraft. Auch die Mathematikzensuren sind nicht treffsicherer. Dabei sind die Lehrer sehr wohl in der Lage, die starken Sch[cedilla]ler ihrer Klasse von den schw[per thou]cheren zu unterscheiden. Ihnen fehlt aber ein schul[cedilla]bergreifender Ma[fl]stab.
Das bringt die Verteidiger des in der Theorie Ñbegabungsgerechtì gegliederten Schulsystems erneut in Erkl[per thou]rungsnot. Denn statt sauber nach Leistung sortierter Eleven sitzt in den f[cedilla]nften Klassen aller Schularten ein Mix unterschiedlich leistungsstarker Sch[cedilla]ler. Schon die Theorie selbst ist wissenschaftlich kaum haltbar. Ihr zufolge werden Kinder je nach ÑBegabungstypì getrennt unterrichtet: die schwachen in der praktisch orientierten Hauptschule, die leistungsstarken im theoretisch orientierten Gymnasium und die Mittelstarken in der Realschule. ÑGef[per thou]hrliche Folkloreì nennt das der deutsche Entwicklungspsychologe Kai S. Cortina, der an der University of Michigan, USA, lehrt. Der Glaube an diese Art von Begabungsunterschieden sei Ñdurch keine Studie auf der ganzen Weltì belegt. Die Autoren der Iglu-Studie kritisieren das Begabungskonzept h[^]flicher: Es sei Ñeher st[per thou]ndestaatlich als wissenschaftlichì begr[cedilla]ndet.
Auch gemessen an seinen Fr[cedilla]chten, kann das mit gro[fl]em Aufwand verbundene gegliederte System nicht [cedilla]berzeugen. Bei der internationalen Schulvergleichsstudie Pisa fiel Deutschland durch einen gro[fl]en Anteil leistungsschwacher 15-J[per thou]hriger auf, konnte aber auch nicht mit einer bedeutenden Leistungsspitze gl[per thou]nzen. Weder st[cedilla]tzt also die Hauptschule die Schwachen, noch bringt das Gymnasium eine meritokratische Elite hervor.
K[^]nnte eine bessere Sortierung nach der Grundschule das Problem l[^]sen? ÑNeinì, sagt J[cedilla]rgen Baumert, Direktor am Max-Planck-Institut f[cedilla]r Bildungsforschung in Berlin. Jede [<]bergangsempfehlung gehe notwendig mit Fehlentscheidungen einher. Der Forscher, der als Leiter der deutschen Pisa-Studie bekannt wurde, nimmt die Grundschullehrer in Schutz: ÑSie kennen ihre Sch[cedilla]ler. Ihre Empfehlungen sind das Beste, was wir haben k[^]nnen.ì Besser etwa als Aufnahmepr[cedilla]fungen oder IQ-Tests.´
Auch das ist noch nicht der ganze Text. :-)
Aber den kann man ja nachlesen.
Der Artikel schlie[fl]t:
ºDas Ausl[per thou]ndern schwer zu erkl[per thou]rende Unikum eines gegliederten Schulsystems verf[cedilla]gt [cedilla]ber eine erstaunliche [<]berlebenskraft. Geboren in Preu[fl]en, hat es die Weimarer Republik ebenso [cedilla]berlebt wie die Nazizeit. Es hat die DDR-Einheitsschule geschluckt und den Reformst[cedilla]rmen der siebziger Jahre getrotzt. Zudem privilegiert es jene, die hierzulande das Sagen haben. In der Sprache der Wissenschaftler liest sich das so: ÑEine mehr als 120-j[per thou]hrige Bildungstradition, bei der insbesondere die Eliten und Entscheidungstr[per thou]ger in ihrer bildungsbiografischen Reproduktion beg[cedilla]nstigt sind, hat eine hohe Beharrungskraft.´
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