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Mittwoch, 21. Mai 2003 |
Als ich einst an einem schönen Frühlingstage unter den Berliner Linden spazierenging, wandelten vor mir zwei Frauenzimmer, die schwiegen, bis endlich die eine schmachtend aufseufzte: Ach, die jrine Beeme! worauf die andre, ein junges Ding, mit naiver Verwunderung fragte: Mutter, was gehn Ihnen die jrine Beeme an?
Ich kann nicht umhin zu bemerken, daß beide Personen zwar nicht in Seide gekleidet gingen, jedoch keineswegs zum Pöbel gehörten, wie es denn überhaupt in Berlin keinen Pöbel gibt, außer etwa in den höchsten Ständen. Was aber jene naive Frage selbst betrifft, so kommt sie mir nie aus dem Gedächtnisse. Überall, wo ich unwahre Naturempfindung und dergleichen grüne Lügen ertappe, lacht sie mir ergötzlich durch den Sinn...
(H. Heine)
9:09:30 PM
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