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Montag, 8. November 2004 |
Rudolf Hüblers Marzahner Frauen im Foyer des Verlagshauses der Berliner Zeitung
Wenn Hübler durch Berlin fährt, fährt er durch lauter Bilder, die von Hübler stammen könnten, schrieb der Kritiker Heinz Ohff. Doch sind Hüblers Ansichten keine naturalistischen Stücke, es sind Verdichtungen visueller Eindrücke, urbane Stadtlandschaften aus Versatzstücken architektonischer Angebote im spannungsvollen Gegenspiel von Strenge und Chaos. ...
Und dann, wie in der Marzahn-Serie, treten plötzlich die Frauen aus den Häusern, drängen aufs Zeichenpapier ... Eigentlich treten die Frauen nicht auf im wörtlichen Sinne, im Gegenteil, sie scheinen die Bodenhaftung ihres nüchternen Alltags zu verlassen, ihre Einbauküchen und WBS-70-Dreiraumwohnungen. Sie lagern sich im Vordergrund, sie recken sich wollüstig auf steinernen Stufen, die Unterschenkel kokett in den Himmel gestreckt, sie hängen kniend in der Luft, schweben unbekümmert und dem Gesetz der Schwerkraft entgegen über Geröllhaufen, trotz ihrer ausufernden Fülle, trotz der überquellenden Üppigkeit. Die gerade Linie, der rechte Winkel sind abwesend, auf manchen Blättern füllt die kreisende Feder die ganze Figur, als hätte Hübler gar nicht mehr aufhören können, Rundungen zu zeichnen, als hätten sich diese verselbstständigt. Sogar die Häuser tanzen, aber das ist kein Totentanz, das ist ein Fest der Lebendigkeit, der Sinnlichkeit, die auch im genormtesten Plattenbau zu Hause ist.
(Renate Rauch hier)
7:36:25 AM
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