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Samstag, 22. Oktober 2005 |
Jörg Immendorff. Male Lago - Unsichtbarer Beitrag Der ungewöhnliche Ausstellungstitel Male Lago bezieht sich auf einen Western aus den 60er Jahren, in dem Clint Eastwood als Rache für seinen ermordeten Bruder die Bewohner einer Kleinstadt zwingt, ihre Häuser rot anzustreichen.
Bildstrecken: hier, hier und im Tagesspiegel
Die Kunst muss die Funktion der Kartoffel übernehmen. So steht es auf dem Banner am Eingang zur roten Stadt, die in der großen Halle der Neuen Nationalgalerie aufgebaut ist. Der ironisch klingende, aber ganz und gar ernst gemeinte Spruch kann als Schlüssel zum Werk von Jörg Immendorff verstanden werden. Wie die Kartoffel als einst exotische Kolonialware in die Äcker Preußens kam, dort gut gedieh und innerhalb kürzester Zeit zum unverzichtbaren Energielieferanten der Bevölkerung avancierte, soll die Kunst als wesentliches gesellschaftliches Grundnahrungsmittel anerkannt werden.
(Marcus Woeller in der taz, mehr hier)
Die 25 000 Quadratmeter große Empfangshalle der Neuen Nationalgalerie hat sich immer wieder als schwieriger Ausstellungsraum für Malerei erwiesen. Um die ausgewogenen Proportionen der Halle nicht zu zerstören und den grandiosen Blick auf das nahe gelegene Kulturforum nicht zu blockieren, möchte man dem Raum Plastiken nur sparsam platziert anvertrauen oder Menschengruppen als Bilder arrangiert, wie es unlängst Vanessa Beecroft so effektvoll demonstrierte. Immendorff stellt nun der Weite und Transparenz des Raumes Kleinteiligkeit und Geschlossenheit gegenüber und antwortet der schlichten Eleganz und modernen Sachlichkeit des Bauwerkes mit vermufftem Plüsch und naiver Theatralik. Er verteilt neun rechtwinklige Baukörper mit unterschiedlichen Volumina im Raum, wie die beeindruckend große, freistehende Wand und die sechs Kuben, die als klassische Kunstkabinette genutzt werden. Zwei weitere kaschieren geschickt und für die meisten Besucherinnen und Besucher sicherlich unbemerkt die Dachträgerkonstruktion des Gebäudes und können, über Treppen erreichbar, als Aussichtsplattformen benutzt werden. Die Kuben, auch als Häuser bzw. Pavillons angekündigt, sind durch sich schlängelnde Wege aus Auslegware miteinander verbunden, so dass man meinen könnte, sie seien dem nicht zu bändigenden Gestaltungseifer eines Floristen entsprungen, der sich für die nächste Bundesgartenschau bewerben möchte.
(Ric Schachtebec in artnet, mehr hier)
6:24:27 PM
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