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Donnerstag, 29. Dezember 2005 |
36 x 27 x 10 White Cube Berlin
Kurz vor Jahresende gibt es doch noch eine Sensation zu vermelden. Berlin hat eine neue Kunsthalle - und noch vor einem Monat wußte keiner etwas davon: die Künstler nicht, die Organisatoren nicht, die Stadt nicht. Das einzige, was vorhanden war, ist eine gleißend weiße Halle, 36 Meter lang, 27 Meter breit und 10 Meter hoch, die für die dubiose Ausstellung Fraktale IV in den Berliner Palast der Republik hineingebaut worden war. ... Viele der Künstler leben seit langem in Berlin: Olafur Eliasson, Thomas Demand und Tacita Dean, um nur drei der bekanntesten zu nennen, haben zwar ihre Ateliers in Rufweite des Fensters von Peter-Klaus Schuster, dem obersten Leiter des Hamburger Bahnhofs, des „Museums für Gegenwart” - aber keiner bekam dort je eine Einzelschau. Eliasson wurde statt dessen in London gezeigt (nicht weniger als zwei Millionen Besucher kamen), Demand im New Yorker MoMA, Tacita Dean im Pariser Musée de l'Art Moderne. Man mußte weit reisen, um zu erfahren, was in der eigenen Hauptstadt an Kunst entsteht, und die Misere geht weiter. Auch der junge, in Berlin ansässige Künstler Clemens von Wedemeyer wird im März in New York mit einer Einzelschau geehrt. In Berlin? Nichts dergleichen. ... Der Erfolg dieser aus dem Nichts aufgetauchten Ausstellung sollte die politisch Verantwortlichen zum Nachdenken bringen, die den Abriß des Palasts durchgewunken haben, ohne daß der Baubeginn eines Schlosses auch nur in Sicht wäre: Will man denn wirklich, nur um dem Sozialismus noch nachträglich eins auszuwischen, eine weitere öde, leere Fläche im Herzen der Stadt statt eines Ortes, an dem solche Ausstellungswunder stattfinden? (FAZ)
7:55:54 PM
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