"could weblogs be developed into a 'lifestream" interface?" wird auf memestreams gefragt.
eine frage, die ich mir nach den ersten blog-erfahrungen gleich gestellt habe. wenn ich mir ein konsequentes groß angelegtes solo-gedanken-blog vorstelle, erst mal nur für mich, in das ich permanent hineinschreibe, mich selbst verlinke, mich selbst kommentiere usw ...
ist das nicht gleichzeitig die beiläufige und bereits erstaunlich ausgereifte antwort auf david gelernters berühmte interface-utopie von 1997 (oder so, das immer noch sehr lesenswerte manifest erschien in The Edge), die forderte, dass der zeitbasierte "lifestream" als leitmetapher den raumorientierten "desktop" ersetzen soll?
New software requires a new metaphor. Today's files, folders and desktops are obsolete. Desks and file cabinets are furniture; computers are machines. The traditional 'Still Life with Icons and Menus' is obsolete, too. Information hits us constantly; we need a dynamic display that shows us information as it happens. I want one unified information stream — the electronic story of my life.
soweit gelernter selbst in einem kurzen update der vision (von 2002) in der NYT, der titel "Bold New Look, Tired Old Metaphor" bezieht sich auf den damals neuen imac.
eine suche zeigt, dass der gedanke schon auch anderen gekommen ist, aber insgesamt doch eher selten. ist das geschichtsvergessenheit oder ist die idee selbst blödsinn?
hier weist unter dem titel "we're all gelernter now" ein programmierer auf neue zeitorientierte trends bei debuggers und bei backup-software hin: "has anyone else noticed that time-based tagging is becoming more and more important to the way we store and process data?" das hat an sich noch nichts mit blogs zu tun, obwohl der beitrag selbst gebloggt ist, aber hier diskutieren andere, anscheinend intelligente programmierer recht angeregt über übergänge zwischen e-mail-clients, blogging und lifestreams. klingt interessant (any ideas anyone?).
stuart henshall denkt in seinem unbound spiral weblog etwas ausführlicher über blogging als lifestream nach, in meinem sinn. einen interspace für mein eigenes wissen schaffen: know what you know, war der schlachtruf der knowledge management gurus. und ich weiß ja nichts, solange ich gedanken nicht ins spiel bringe. in mein eigenes dynamisches spiel (mein solipsistisches lokal-blog) und/oder eben auch in ein größeres kollaboratives spiel (blogosphere), einfach indem ich meine blog-gedanken als impulse in den großen resonanzraum da draußen schicke. wie zum beispiel diesen blog-lifestream-gedanken hier.
allerdings ist lifestream-blogging dann arbeit, aber eine, die es wert ist. es ist arbeit am selbst, wie foucault (mit nietzsche) sich das bei den alten griechen dachte: "oberflächlich - aus tiefe".
diese blog-gedanken existieren ja nicht einfach so. es ist eben nicht das, was ich im kopf habe: der grundfehler der tagebuch-blogger. da ist nämlich nichts. gedanken (und bedeutungen) entstehen immer im dazwischen, d.h. in einer struktur. für mein eigenes solo-spiel genauso wie für das kollaborative gedankenspiel brauchen sie also eine eigene stilistische und argumentative form, wie sie sich ansatzweise im schlaueren teil der blogosphere bereits herauskristallisiert hat: die bereits kürzlich erwähnte blog-sprache, die das blogging überhaupt erst zum funktionieren bringt.
(to be continued)
/ml (Blogging, Webtechnologie)