Als noch die Riesen über das Land wanderten, sollen zwei dieser groben Gesellen nach Berlin hineingekommen sein. Sie gingen auf den Markt und sahen die ganzen Waren dort aufgebahrt liegen, und weil sie nichts von den Gebräuchen der Erdenwürmer verstanden, nahmen sie sich einfach, was ihnen gefiel. So steckten sie das Beste der Waren in einen gewaltigen Korb, den der eine mit sich führte, bis eine erboste Händlerin den Riesen eine Metze Eier vor die Füße schüttete. Die groben Kerle traten hinein, glitten aus und wurden, sobald sie zu Boden gefallen waren, von dem wütenden Marktvolk umringt. Der eine blieb erschlagen liegen, denn er rutschte beim Aufstehen immer wieder mit seinem schweren Korb aus, während der andere mit etlichen Wunden hastig entfloh. Als der Tote nun begraben werden sollte, stellte man fest, dass keiner der Kirchhöfe groß genug war, um den gewaltigen Leib aufzunehmen. So zerhieb man den Riesenkörper und bestattete auf jedem Kirchenhof ein Stück von ihm. Zwei der Knochen jedoch, ein Schulterblatt und eine Rippe, hat man an einem Haus am Molkenmarkt angenagelt, das seitdem Zur Rippe heißt. (mehr Berliner Sagen gibt es bei berwelf).
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Natürlich hat man oft versucht, der Geschichte dieser beiden Knochen ... nachzuforschen. Manche vermuteten, die beiden übergroßen Knochen hätten sich bei Ausschachtungsarbeiten am Molkenmarkt gefunden. Vielleicht als Überbleibsel eines schon in grauer Vorzeit ausgestorbenen Riesentieres. Andere wieder behaupteten, Schulterblatt und Rippe stammten von einem Walfisch. Wobei allerdings schwer zu erklären war, auf welche Weise sich ein Walfisch nach dem Molkenmarkt verirrt haben sollte. Wahrscheinlich aber haben beide Parteien nicht recht. Dehn schon vor zweihundert Jahren schrieb ein sachverständiger Berliner, der Pastor Jacob Schmidt: "Weder dieses noch jenes ist von einem Riesen, wie man vordem vorgegeben hat, viel weniger noch von einem Walfisch, sondern nur von Holz und waren Zeichen eines Wirtshauses, das früher hier gestanden hat und In der Ribbe genannt wurde". (E. Grau in Berliner Sagen und Geschichten, Altberliner Verlag Lucie Groszer 1954 und jetzt habe ich es noch hier gefunden. Berlin im Mittelalter, schöne Seite.)
7:53:57 PM
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