Anarchie in der Kunst
Die Schenkungen Otto van de Loo für Berlin und Emden - jetzt erstmals zusammen in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.
Man übertreibt nicht, wenn man den 79-jährigen Otto van de Loo eine Legende der bundesrepublikanischen Nachkriegskunst nennt. Er blieb zeitlebens geprägt von den ersten Kunsterlebnissen nach der überstandenen Nazizeit, als er der Moderne begegnete, die nach dem Bildersturm der "Entarteten Kunst" Schritt für Schritt wieder gezeigt wurde. 1957 gründete er seine Galerie in München, wo ihn der ältere Händler Otto Stangl, obgleich selber vom Aufbruchsgeist nach 1945 durchdrungen, wenig begeistert empfing: Was wollen Sie denn um Gottes willen? Wir haben doch schon drei Galerien in München. (BZ)
Als der 33jährige Otto van de Loo im Mai 1957 in Paris dem zehn Jahre älteren dänischen Maler Asger Jorn zum ersten Mal begegnete, war noch nicht abzusehen, dass dieses zufällige Zusammentreffen für beide von eminenter Bedeutung sein würde. Der junge van de Loo hatte sich auf eine Art Inspektionsreise in die Seine-Metropole begeben, um die Arbeit seiner Kunstgalerie vorzubereiten, die im September 1957 in der Münchener Maximilianstraße 25 ihre Pforten eröffnen sollte. Als er Jorns Arbeiten sah, entschied er sich intuitiv, den Maler um eine Ausstellung in seiner künftigen Galerie zu bitten.
Fast neun Jahre zuvor hatte der energiegeladene Jorn am 8. November 1948 im Cafe des Pariser Hotels Notre Dame zusammen mit Appel, Constant, Corneille u.a. die Künstlergruppe Cobra ins Leben gerufen. Alechinsky schloss sich etwas später dieser Gruppe an, die bis 1951 bestand (aus dem Faltblatt zur Ausstellung).
Die Kunst ist der Misthaufen, auf dem der Kitsch wächst. Kitsch ist die Tochter der
Kunst, die Tochter ist jung und duftet, die Mutter ist ein uraltes stinkendes Weib. Wir wollen nur eins: Den Kitsch verbreiten.
So tönten im Jahr 1957 die vier jungen Künstler der Gruppe Spur aus München (Helmut Sturm, Heimrad Prem, HP Zimmer, Lothar Fischer) in ihrem Manifest. Beeinflusst von Asger Jorn und der Gruppe Cobra (1948-51) zelebrierten sie ihre Ablehnung abstrakter Kunst, die sie als sinnentleert anprangerten und als Illusion abtaten. Auch diese Künstlergruppe wurde von Otto van de Loo engagiert vertreten.
... und wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht: Es gibt zu den Schenkungen des Otto van de Loo zwei wunderbare Katalogbücher. Für mich war heute schon Bescherung.
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