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Samstag, 17. Januar 2004 |
Januarmorgen Uwe Gressmann (1933 - 1969)
Die Straße ist eine Waschküche.
Nieselregen weicht die Leute ein,
Der ungemütlich kaltblütige,
Und stukt mit windiger Hand.
Und schwarz ist der geometrische Herr noch
Und hockt auf gelbem Winkel
Und spritzt und forzt da irgendwo durch die Lauge.
Man aber schimpft an den Bürgersteigen
Und fragt diese motorischen Radfahrer:
Ob es denn nicht schon genüge,
Daß der da oben heute seinen Waschtag habe?
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Sie (Greßmanns Gedichte) waren einfach da, merkwürdig, schrullig, manchmal komisch, ein bißchen unheimlich. Dabei waren es nicht etwa verstiegene Produkte, sie waren ohne Ambition, sie waren hiesig, heutig, plebejisch, Gedichte aus Berlin oder aus Berlins Umgebung. Mit einigen dieser Gedichte kann ich nichts anfangen, viele gefallen mir, manche sind wundervoll.
(Stephan Hermlin)
In einem knöchellangen Staubmantel kam er hereingeweht. Der Ort, wo wir uns trafen, war dunkel, eine Vorstadtkneipe in der Nähe eines großen Friedhofes, die, wenn ich mich recht erinnere, "Zur Erinnerung" hieß.
...
In diesem Augenblick betraten zwei Männer, den Raum. Sie
trugen schwarze Anzüge und gehörten offenbar zum Personal
des nahe gelegenen Friedhofs.
Beide nickten G. zu.
G. erwiderte ihren Gruß, mir erklärend, der eine von den beiden sei Charon, der andere, sein Gehilfe.
"Mit beiden", sagte G., "stehe ich auf vertrautem Fuße."
Und, er wandte sie dem einen zu, den er als Charon bezeichnet hatte, indem er fragte:"Wohin geht denn heute die Fahrt?"
"Wie immer", sagte der, "nichts Neues,'das alte Lied!"
"Leid", verbesserte ihn G., vor sich hin flüsternd.
Es schien, daß diese Verbesserung nicht für mich bestimmt sei.
Es war Stille im Raum.
Nur der alte Chronometer tickte.
Wir schwiegen.
(Heinz Czechowski)
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Vielleicht werdet ihr im Antiquariat fündig:
Uwe Greßmann
Lebenskünstler
Gedichte * Faust * Lebenszeugnisse
Erinnerungen an Greßmann
Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1982
9:02:55 AM
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© Copyright 2004 Türschmann.
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