letzte Änderung: 31.12.04; 19:16:11.
Kunstspaziergänge
Spaziergänge in Berlin und Umgebung
        

Sonntag, 5. Dezember 2004

Berliner Balkons (6)


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Die Hoffmann-Stele von C. Kreuzberg (Kopie 1998) steht auf dem Gendarmenmarkt an der Ecke Charlotten- Taubenstraße. Gegenüber im Eckhaus wohnte E.T.A. Hoffmann. Dort diktierte er seine letzte kleine Erzählung Des Vetters Eckfenster.

Zu der Erzählung Des Vetters Eckfenster...

hatte Hoffmann die unbeschreibliche Sehnsucht veranlaßt, die er nach dem Grünen, was ihm in gesunden Tagen ziemlich gleichgültig war, empfand und in dem Monate seines Todes einigemal befriedigte. Ganz entzückt kehrte er immer von diesen Jammerfahrten, wobei vier Menschen ihn in den Wagen tragen mußten und er oft die heftigsten Schmerzen litt, heim,
schreibt Hitzig in seiner Biographie Aus Hoffmanns Leben und Nachlaß, Berlin 1823. Hoffmann diktierte dieses kleine Stück im April 1822 nach der Rückkehr von seinem letzten Ausflug in die Umgebung Berlins und versah es mit dem fingierten Untertitel Fragment aus einem noch ungedruckten Werke.

Einige weiterführende Links zu E.T.A. Hoffmann:
E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft e.V.
E.T.A.-Hoffmann-Archiv
E.T.A. Hoffmann bei www.xlibris.de
E.T.A. Hoffmann im Computergarten
Grab von E.T.A. Hoffmann

Bei Diether Huhn habe ich noch folgendes gefunden:
Ich bin jetzt auf dem Weg zu (E.T.A. Hoffmanns) Wohn- und Sterbehaus. Französische Straße steige ich aus dem Untergrund hervor, da stehe ich mitten auf der Friedrichstraße, blicke nach Norden und Süden. Die Friedrichstraße ist wieder eine Straße, nicht nur die Erinnerung an eine Straße wie jahrzehntelang.
Die Blumenverkäuferin hier ist ein ganz hübsches Mädchen, strebend nach höherer Kultur des Geistes; sowie sie der Handel nicht beschäftigt, liest sie. Ein lesendes Blumenmädchen ist für einen belletristischen Autor ein unwiderstehlicher Anblick. Ich faßte mir ein Herz, trat heran, fragte: Was lesen Sie denn da, mein schönes Kind? Alle Himmel, es war wirklich ein Werklein von mir. "Wie gefällt Ihnen das Buch?" "O das ist ein ganz schnakisches Buch, bald muß man lachen, bald ist einem weinerlich zumute."
"Hier, mein süßer Engel", lispelte ich, "steht der Autor dieses Buches vor Ihnen." Sie starrte mich sprachlos an, mit großen Augen und offenem Munde.
Ich suchte ihr auf alle mögliche Weise die Identität mit dem Verfasser des Buches darzutun. Nichts entschlüpfte ihren Lippen als Hm-so-I das wäre- wie'. Das Mädchen, fand sich, hatte niemals daran gedacht, daß die Bücher, welche sie liest, zuvor geschrieben werden müssen. Es kam der fromme kindliche Glaube ans Licht, daß der liebe Gott die Bücher wachsen lasse wie die Pilze.

Da war ich auf dem Gendarmenmarkt, Anfang Juni 1822.


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