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Sonntag, 19. Dezember 2004 |
Die Reize des Autofahrens haben schon viele Sänger gefunden, aber noch keiner hat, soweit ich sehe, das Leben der Fußgänger dichterisch gewürdigt. Welche Versäumnis! Es mag gewiß sehr schön sein, mit achtzig Stundenkilometern von Panne zu Panne, von Strafbefehl zu Strafbefehl, von Unfallstelle zu Unfallstelle zu jagen; aber es vergleicht sich an Abenteuerlichkeit, Gefahr und Sensation nicht im entferntesten dem Unternehmen des Mannes, der es auf sich nimmt, ungepanzert und waffenlos, auf eigenen Füßen, in schlichter Zivilkleidung, ausgerüstet mit nichts als der auslugenden Verschmitztheit des Menschengeistes, den Dschungel des Großstadtverkehrs zu durchqueren. (aus: Sebastian Haffner Das Leben der Fußgänger, Feuilletons 1933-38, Hanser 2004)
10:51:04 AM
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