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Samstag, 10. März 2007 |
Heute der 2. Raum: AdK, Hanseatenweg
So beginnt der lange Parcours [am Hanseatenweg] mit dem fotografischen Raum, und was hier zusammengetragen wurde, lohnt allein schon den Besuch der Schau. Mit ausführlichen, selten zu sehenden Bildfolgen sind die frühen Experimentalfotografen und -filmer zu sehen. Etwa der Biologe Jean Painlevé, der in den Zwanzigern mit mikroskopischem Blick die ornamentale Schönheit der Kleinsttiere, der Krabben und Seepferdchen erforschte. Oder Albert Londe, der schon um 1900 Bewegungsstudien zu vielteiligen Fotoserien verarbeitete. Auch der wunderbare Man Ray ist ausführlich zu sehen, seine Fotoexperimente mit raumgreifenden Skulpturen, vor allem auch seine fantasievollen Filmcollagen, die man heute gar nicht anders denn als erste Vorläufer der digitalen Videoanimation sehen kann. Alles ist mit großer Sorgfalt ausgesucht, hier machte sich die lange Vorbereitungszeit bezahlt.
Kaum steht ein Werk für sich, sondern die meisten Künstler sind mit ganzen Komplexen oder mit selten zu sehenden Schlüsselwerken vertreten. So Picasso mit seiner untypischen Drahtkonstruktion für ein Apollinaire-Denkmal, das man auch als gerahmte Leere bezeichnen könnte, und dessen Entstehung eine lange Zeichnungsfolge demonstriert. Von Matisse, der den Raum in die Fläche überführte, sind die Entwurfszeichnungen zu sehen, mit denen er den berühmten Tanz für die Villa seines Hauptsammlers Albert Barnes anpasste.
In seinen Filmen machte Samuel Beckett mit laufenden Performern leeren Räume sichtbar, während der Bildhauer Alberto Giacometti seine Figuren so weit reduzierte, bis sie wie ein Strich im Raum standen. Spektakulär sind die abgelösten, vollgezeichneten Wandfragmente aus Giacomettis Atelier, das ja als täglicher Umraum bei diesem Thema eine zentrale Rolle spielt. Ein weiterer Höhepunkt ist der materialreiche Raum über Gordon Matta-Clark, dessen urbane, architektonische, sozialkritische Foto-Plan-Assemblagen und Film-Performances aus den Siebzigern uns bis heute so faszinieren.
(mehr hier, S. Preuss in der Berliner Zeitung)
7:05:50 PM
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