letzte Änderung: 01.03.06; 19:45:33.
Kunstspaziergänge
Spaziergänge in Berlin und Umgebung
        

Donnerstag, 2. Februar 2006

Auflösung (I) - High Definition (taz)

Teil 1 der Austellung nimmt sich die technische Definition des Begriffes als Ausgangspunkt: High Definition verspricht den Konsumentinnen moderner Unterhaltungselektronik präzise Einblicke in bislang unscharf gebliebene Bereiche der Realität und somit das Erlebnis höchster Authentizität.
Dabei suggeriert die absolute Sichtbarkeit der Welt, all ihre Aspekte auch kontrollieren zu können. Ob im Homemovie oder beim Sport-Großereignis, ob in der Reality Soap, in der Dauerwerbesendung, im Pornofilm oder beim Embedded Joumalism: High Definition steigert das Gefühl, »live« dabei zu sein, zum berauschenden Genuss. Wird ein Ereignis dazu von mehreren hochauflösenden Kameras gleichzeitig aufgenommen und im Schnitt rhythmisch verkoppelt, entsteht eine intensivierte, dynamisierte Hyper-Realität, die gebieterisch uneingeschränkte Aufmerksamkeit und immer neue Aufnahme- und Abspielgeräte fordert. Dabei übersieht das wahrnehmende Auge gewöhnlich die Banalität und begrenzte Auswahl des Dargestellten, während der eigene Alltag zunehmend als fade und chaotisch wahrgenommen und empfunden wird, d.h. als zu »low« definiert. Gewöhnlich äußert sich die stille Scham der Endverbraucher über diesen Missstand nur in noch rastloserem Konsum.
Wenn aber die Mittel dazu nicht mehr ausreichen und sich beim Gigazoom auf das privateste Detail das »live«-Gefühl nicht einstellt und die Sensation des Neuen ausbleibt, wenn die Kenntlichkeit der Gesamtzusammenhänge nur erschwert wird, dafür aber extrem viel Speicherplatz verschlingt - dann kommen Fragen auf: Was ist der Sinn und der Wert von Information, wenn schon morgen für die steil anwachsenden Datenberge weder Lesegeräte noch kompatible Datenträger existieren? Sehen wir bereits dem mancherorts heraufbeschworenen »digital dark age« entgegen, in dem die hohe Auflösung zur Selbstauflösung aller digitalen Gedächtnisse führt? Oder konstatieren wir mit Claude Shannon, dem Begründer der Informationstheorie, dass »Information« als ein Signal aufgefasst werden kann, das zwar durch seinen Abstand zum Rauschen, nicht aber durch einen »lnhalt« definiert ist?

Fischreiher am Nottekanal


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