Kurz bevor die Kurfürstenstraße in die Budapester Straße übergeht, erhebt sich ein markantes modernes Bürogebäude der 1920er Jahre. Auf dem Eckgrundstück Kurfürstenstraße 87 schuf Heinrich Straumer für den Baukonzern Lenz & Co. 1928-29 eines der ersten Hochhäuser Berlins. Als Hochhaus galten damals alle Gebäude, die die zulässige Geschossanzahl der Bauordnung überschritten. Das 1925 entworfene Lenzhaus sollte acht Geschosse erreichen, drei mehr, als die Bauordnung erlaubte, sodass zuerst eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken war, bevor 1928 mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Die gotisierende Vertikalität der Travertinfassade mit Doppelpfeilern, die vom Erdgeschoss bis zum flachen Dach durchlaufen, erinnert an den Art-Deco-Stil amerikanischer Hochhäuser der 1920er Jahre. Heinrich Straumer steigerte die aufstrebende Wirkung, indem er an der höher geführten Ecke, die zusätzlich durch eine Bronzefigur betont wird, zusätzliche Strebepfeiler einfügte. Die gotische Pfeilerarchitektur ist ein in den modernen Geschäftsbau übernornmenes historisches Element, das die moderne durchlaufende Stahlskelettkonstruktion hinter der vorgeblendeten glatten Werksteinfassade kenntlich machen soll. Heinrich Straumer erwies sich mit diesem konstruktiven Aufbau als Protagonist des Neuen Bauens, was nicht zuletzt durch die neuartige dreiteilige Form der Fenster zum Ausdruck kommt. (aus: Denkmaltopographie Denkmale in Berlin Bezirk Mitte Ortsteile Moabit, Hansaviertel und Tiergarten, Michael Imhof Verlag Petersberg 2005)
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