All my griefs to this are jolly:
Naught so sad as Melancholy
(R. Burton)
Melancholie
In der Berliner Neuen Nationalgalerie, in Mies van der Rohes zentralem Tempel der Moderne, wurde ein fulminanter Parcours der melancholia generosa eingerichtet. Obere und Untere Halle werden bespielt. Die klassischen Medien (Malerei, Skulptur, Grafik) unten, der digitale Bildersturm (Videos) in der acht Meter hohen Black Box oben. Alles ist eingetaucht in Rot und Schwarz. Wahnsinn, faustischer Furor, Kreation. Langeweile, Stagnation, Tod. (Welt)
Vier Figuren kennt die Temperamentenlehre: den Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker. Der fraglos interessanteste ist der Melancholiker. Was unter Melancholie zu verstehen ist, das lässt sich nicht ganz klar sagen. Die moderne Psychiatrie verwendet den Begriff längst nicht mehr, und in der Kulturgeschichte schwankt die Bedeutung. Der wichtigste Autor zur Sache, Robert Burton (1577-1640), spricht von der verwirrenden Weise, in der alte und neue Autoren darüber schreiben, und erzählt nicht ohne eine Spur des Behagens, wie die größten Ärzte seiner Zeit sich über Diagnose und Behandlung berühmter Melancholiker nicht einigen konnten. Zur Melancholie gehören in wechselnder Betonung der Zweifel an sich und der Welt, Schwerblütigkeit, die bis zur Schwermut gehen kann, Sehnsucht, Wehmut, gedrückte Stimmung, Niedergeschlagenheit, die bis zur Trägheit gehen kann. Dass sie aber vorzüglich bedeutende Köpfe befällt, darin sind sich alle einig.
Und so wurde die Melancholie zu einem Hauptthema der Kulturgeschichte, das nun, als modifizierte Übernahme aus Paris, die Staatlichen Museen zum Gegenstand einer großen Ausstellung gemacht haben. Es ist eine schöne Ausstellung. (Berliner Zeitung)
7:16:43 PM
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