Montag, 8. Dezember 2003
" Die Angst ist ja da.
Zum Beispiel hat Focus jetzt ein Heft rausgebracht: 'Das Knie.' "

Dieser Satz ist der Auftakt zu einem wahrhaft fulminanten Interview-Finale von Schlingensief im letzten Falter. (Nicht mehr ganz frisch: vom letzten Mittwoch. Trotzdem.) Der Falter kann das einfach besser als profil.


Intern: Systemupdate und ein oder zwei Vorschläge

Seit gestern hat unsere (schlanker gewordene) Seite auch thematische Kategorien und einen Story-Pool (siehe rechte Navigationsleiste) -- zumindest technisch gesehen. Ich bitte alle Mitstreiter und Beta-Tester um Rückmeldungen, sowohl bezüglich der bereits eingerichteten Schwerpunkte (die sich als Diskussionsgrundlage verstehen), als auch hinsichtlich erweiternder Vorschläge. Netzliteratur ist ein fixer Kandidat. Vielleicht weniger offensichtlich, aber auch einen Gedanken wert wären Interfaces und Apparate.

Noch ein Gedanke zur Frage "Is books part of the media?" -- (What?? -- again: what???): ich glaube, ich komme langsam dahinter, was Martin meint, wenn er die Frage in dieser Form verneint bzw. zurückweist. Aber: wie steht es mit den im System Buchdruck gekoppelten sozialen und kulturellen Bedingungen und Folgen? (Im Sinne von McLuhan und Giesecke, Setting: Renaissance, Stichworte: Druckerpresse als Urmutter arbeitsteiliger Produktionstechniken; die optimierte Textproduktion und -allokation als Voraussetzung nicht nur der späteren Leihbüchereien, sondern des bürgerlichen Bildungsgedankens überhaupt, inklusive Öffentlichkeit, Presse, usw. -- das sind wohlgemerkt alles nicht die Bücher als Medien selbst, sondern die Bücher eingebettet in die medialen Voraussetzungen ihres eigenen Bestehens einerseits und in die resultierenden soziohistorischen Prozesse andererseits. Dass das gedruckte Buch auf der technischen Ebene ursprünglich lediglich versuchte, das handschriftliche Manuskript zu imitieren (nicht einmal zu perfektionieren) ist aus meiner Sicht kein Einwand dagegen, hier von einem ebenso scharfen wie massiven medienhistorischen Bruch auszugehen (und somit von zwei fundamental verschiedenen, genuinen Medien(systemen), zumal das parasitäre formale Aufsetzen "neuer" Medien auf ihre historischen Vorgänger offenbar ein fixes Durchgangsstadium für neu auftretende Medien(konstellationen) darstellt. (Behaupte ich. Ist das so?)

Wie dem auch sei -- eine systemische Kopplung (besser:Integration) im oben angedeuteten Sinn könnte man jedenfalls formal so andeuten: Buch:Druck. Analog eventuell dann auch Kino:Film (Film und Fernsehen sind zunächst einmal verschiedene medienhistorische Erscheinungen, darüber hinaus auch funktional sehr verschieden). In der Kopplung Medien:Philosophie schließlich könnte man zum Ausdruck bringen, dass man die uninteressante Philosophie-der-Medien-vs.-Medienphilosophie-Debatte für die eigenen Zwecke suspendiert, bis sich die Institution einen Reim auf ihre eigene Trägheit gemacht hat. (Übrigens: es heißt "Informationsethik", nicht "Ethik der Informationsverarbeitung" oder "Ethik in der neuen Informationsgesellschaft" oder Ähnliches. Wenig überraschend, dass die Ethiker in der Hinsicht die wachsten Vertreter der Zunft sind. Sie werden wohl als erste hinreichend erschrocken sein.) Übrigens hätte auch Netz:Literatur m.E. im skizzierten Sinn etwas für sich.

etc. etc.

Abschließend: ein About-Papier mit Infos über die konzeptuelle Ausrichtung der Seite ist in Arbeit. (Ich brüte über Martins Notizen).

/mf (intern)