|
Sonntag, 2. April 2006 |
Ein weißes Haus, und nachher die anderen Häuser
wie Schwäne mitten in Ruinenfeldern.
(Brecht für Henselmann)
Das Hochhaus an der Weberwiese - ein spannendes Stück der DDR-Architekturgeschichte
(sinngemäß zitiert nach: Wolfgang Pehnt Deutsche Architektur seit 1900) Die Delegation, die am 12. April [1950] auf dem Bahnsteig es Schlesischen Bahnhofs stand, [um die sowjetische Architektur in Moskau, Stalingrad, Kiew und Leningrad zu studieren], umfasste sechs Architekten und Planer, die sorgfältig ausgewählt worden waren. ... Lothar Bolz, von 1949 bis 1953 Minister für Aufbau, später Außenminister, war Leiter der Reisegruppe. Von der Planerprominenz der DDR waren Edmund Collein, Kurt W. Leucht, Kurt Liebknecht dabei, nicht aber Hermann Henselmann, der als genialisch, doch ideologisch nicht gefestigt galt. ... Die Reise war auf der obersten politischen Ebene, durch ... Walter Ulbricht bei Stalin selbst, vorbereitet worden. ... Im Ergebnis der Reise wurden die Sechzehn Grundsätze des Städtebaus am 27. Juli 1950 vom Ministerrat beschlossen. ...
Zum Probelauf für die Umsetzung der Moskauer Erkenntnisse im allgemeinen wie für die Stalinallee im besonderen geriet die Bebauung eines Terrains seitab der Allee, der Weberwiese (1951-52). Scharouns Institut für Bauwesen an der Akademie der Wissenschaften hatte das gesamte Quartier Friedrichshain als aufgelockerte Wohnlandschaft mit einer Mischung von Hochhausscheiben und »nesthaften« Einfamilienhäusern bebauen wollen. Von Nesthaftigkeit war nun keine Rede mehr. Das neunstöckige Hochhaus, das Hermann Henselmann mit seinem Meisteratelier an der Bauakademie entwarf, sollte den Kulturwillen des Staates bezeugen. Sockel, Korpus und Bekrönung sind voneinander unterschieden, ein Rezept, das Louis Sullivan sechzig Jahre zuvor für seine Hochhäuser im amerikanischen Mittelwesten formuliert hatte. Die Ecken sind durch turmartige Risalite verstärkt, ein Dessin, das sich bei Moskauer Vorbildern findet. Sie schließen unterhalb der obersten Etage ab, so daß sich aus dem Baumassiv ein stämmiger Kernbau herauszuheben scheint.
6:57:10 PM
|
|
Ich weiß nicht, wie jemand auf die Idee verfallen konnte, mitten in all dem Sand eine Stadt zu pflanzen, wunderte sich der junge Henri Beyle, der nach der Schlacht von Jena und Auerstedt ein paar Wochen als Soldat in Berlin weilte und später unter dem Pseudonym Stendhal als Romancier weltberühmt wurde.
(aus dem Essay Krieg im Frieden - Napoleon in Berlin von Michael Bienert)
6:04:20 PM
|
|
© Copyright 2006 Türschmann.
|
|
|