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Montag, 24. April 2006 |
Von Mäusen und Menschen
4. berlin biennale für zeitgenössische kunst (6)
In der Auguststraße 69 befindet sich eines der ältesten erhaltenen Gebäude der Straße. Es wurde 1794 erbaut und erlebte zahlreiche BesitzerInnen und Nutzungen, An- und Umbauten. Nach 1900 war das Gebäude unter anderem Sitz einer Fabrik für elektronische Heizapparate, einer Schraubenfabrik, einer Buchdruckerei und einer Etuifabrik. Das Berliner Adressbuch von 1933 verzeichnet 23 Einträge für die Auguststraße 69, darunter kleinere Gewerbebetriebe. 1935 wurde die Margarine-Fabrik Groß-Berlin GmbH Eigentümerin der Auguststraße 69. 1952 ging das Grundstück in Volkseigentum über.
Bis in die 1980er Jahre produzierte man in der Auguststraße noch Margarine. Später befand sich auch die Lagerhalle eines Fischhandels auf dem Gelände und das Quergebäude im hinteren Teil des Hinterhofs beherbergte darüber hinaus einen kleineren Elektrogerätebetrieb. Nach dem Fall der Mauer und der damit einhergehenden Abwicklung der Betriebe wurden die Fabriketagen der ehemaligen Margarinefabrik geräumt. Das Vorderhaus und besonders die Seitenflügel waren in einem desolaten Zustand und die Wohnungsbaugesellschaft Mitte vermittelte die nutzbaren Räume an KünstlerInnen und AusstellungsmacherInnen. Klaus Biesenbach, Alexandra Binswanger, Philipp von Doering und Alfonso Rutigliano organisierten dort erste Ausstellungen und Veranstaltungen und gründeten 1991 den Kunst-Werke e.V.
(Text aus dem Kurzführer zur Biennale)
Sondermodelle. Die 387 Häuser des Peter Fritz, Versicherungsbeamter aus Wien
Sondermodelle (1993 - ) ist ein noch nicht abgeschlossenes Forschungsprojekt von Oliver Croy in Zusammenarbeit mit Oliver Elser. 1993 entdeckte und kaufte Croy bei einem Wiener Altwarenhändler 387 Miniaturmodellgebäude, die von einem im Jahr zuvor gestorbenen Wiener Versicherungsangestellten namens Peter Fritz hergestellt worden waren. Croy rief schließlich 2000 zusammen mit Elser die Fritz-Forschung ins Leben. Dabei analysierten der Künstler und der Kritiker die einzelnen Modellbauten, die von Tankstellen und Kaufhäusern bis zu Einfamilienhäusern reichen und versuchten, deren Vorbilder aufzuspüren. Es stellte sich heraus, dass die Modelle zwar eine gewisse Verwandtschaft zur Architektur der österreichischen Gegend aufweisen, in der Fritz eine Ferienwohnung besaß, aber keine direkten Vorbilder hatten. Peter Fritz baute die Welt wie sie ist, und gleichzeitig so, wie sie noch interessanter sein könnte: noch verwinkeiter, sehr viel bunter, mit merkwürdigen Anbauten und unzähligen Reklametafeln.
(Text aus dem Kurzführer zur Biennale)
1:34:02 PM
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